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     © Copyright Wiatscheslav Mironov
     © Copyright translation Jury Kireev & Svetlana Kireeva
     Email: vova@dux.ru
     Date: 19 Sep 2003

     Russ
     English version
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     Der erste Teil  des Buches von Wiatscheslav Mironov " Ich war in diesem
Krieg  ". Die  Handlung geschieht  in Januar 1995  in Grosny. Der Autor  war
Augenzeuge und  Teilnehmer der Mehrheit  der  beschriebenen  Ereignisse. Die
volle  Variante des  Buches wird  im September 2001 veruffentlicht. Seit dem
August  2001 kann  man  die Vorbestellung auf  das Buch durch  das  Internet
machen. Die Hinweis wird zusutzlich erklurt sein.

     Wiatscheslav Mironov wurde in 1966 in der Stadt Kemerovo in der Familie
des   Wehrdienstleistenden   geboren.   Er   legte   Aufnahmeprufungen    am
Mari-Polytechnische        Institut       ab,       aber       hat       die
Kemerowo-Militurkommandobildungseinrichtung  der Verbindung  absolviert.  Er
leistete  den  Dienst  in Kischinjow, Kemerovo,  Nowosibirsk  ab,  zur  Zeit
leistet  den Dienst (aber nicht  in den Streitkrufte) in  Krasnojarsk ab. In
verschiedenen umtern befand er sich in den Dienstreisen in  Baku, Zchinwali,
Kutaissi,   Pridnestrovje,   Tschetschenien.  Er   war   zweimal  verwundet,
Kontusionen sind ohne Rechnung.  Ist verheiratet,erzieht  den Sohn. Zu Hause
wohnen zwei Hunde. Er ist Student der  Abwesenheitsabteilung des Sibirischen
Juristischen Institutes.



     Fachrichtung von Mironov  - Nachrichtenmittel. In Grosny mußte er
ganz nach  anderem Beruf dienen, und nur im Jahre 1998 fing er an, das  Buch
zu   schreiben.  Deshalb  gibt   es  im  Buch   viel   Verwirrung  mit   den
taktiko-technischen Charakteristiken der Ausrustungen und der Panzertechnik.
Alle Nachnamen sind geundert,  es  ist  ebenso  die geographische  Anpassung
vieler beschriebener Ereignisse geundert.



















     Ich  laufe. Lungen sind  zerrissen. Es hat  die Atemnot gequult. Laufen
muß ich zickzackfurmig,  oder,  wie  bei uns in  der Brigade sprechen,
"als Schraube".
     Mein Gott, hilf mir... Hilf mir. Hilf dieses rasende Tempo zu ertragen.
Also,  werde  ich  herauskommen,  gebe ich  das  Rauchen  auf. Knack, knack.
Wirklich der Scharfschutze? Ich falle und kriechend, kriechend aus  der Zone
der Beschießung.
     Ich liege. So wie hat  es mich nicht betroffen - keiner  Scharfschutze,
einfach "Schalnjak" (Zufallstreffer).
     So, man muß ein wenig Atem holen, mich zurechtfinden und vorwurts
- nach dem Kommandopunkt des ersten Bataillones unserer Brigade suchen. Erst
vor  ein  Paar  Stunden  ist  der Bericht davon  eingegangen,  daß der
Scharfschutze gefangen wurde.  Aus dem Bericht folgt, daß er der Russe
ist und,  seinen Worten nach, sogar aus Nowosibirsk.  Fucking Landsmunnchen.
Zusammen  mit den  Aufklurer fuhr ich auf zwei  BMP (Schutzenpanzer)  diesen
"Gefangenen" holen, der Partner ist im Stab der Brigade geblieben.
     Beim   Herantreten  zum  Eisenbahnhof   fingen   wir  an,   verbrennte,
verstummelte  Technik  und  viele  Leichen  zu  treffen.  Unsere Leichen der
Bruderchen - Slawen - das war alles, was von Maikoper Brigade blieb, die die
Gespenster (Duchi -  Banditen, Terroristen) in die Neujahrsnacht von 94. auf
das  95. Jahr erschossen  haben.  Mein  Gott, hilf  zu  entschlupfen...  Man
erzuhlte,  daß als  das  erste  Bataillon  die "Teufel" aus  dem
Gebuude des  Bahnhofes vertrieben  hat und Atempause geschah, fing einer der
Kumpfer wie ein Wolf zu heulen an,  aufmerksam die Umgebung betrachtend. Und
seit dieser Zeit wurde ihm aus dem Weg gegangen  - wutend. Er geht drauflos,
wie  beschwurend, nichts ist  ihm furchtbar  und  nichts erschrickt ihn. Und
solche Tollkuhne gibt es  in jedem Teil - sowohl bei  uns, als auch  bei dem
Gegner. Ach, Russland, was machst du  mit deinen Suhnen! Man  wollte  diesen
Kerl  ins  Lazarett  schicken, ach  wo -  wir  kunnen  nicht die Verwundeten
ausfuhren,  aber dieser  kumpft,  obwohl wahnsinnig ist. Auf dem "Kontinent"
kann er uberhaupt wahnsinnig werden .
     Eigentlich   durch   das   Paar   der  Quartale   wurden   wir   wutend
beschoßen. Schoßen die Gespenster von  oben, das Feuer war buig,
aber  ungeordnet  - ungefuhr zwanzig  Luufe. Ich mußte BMP  lassen und
mich  mit dem Paar  der Kumpfer  in unsere Standort  durchdrungen.  Gut ist,
daß die Leute ein wenig beschoßen und  sich  daran gewuhnt sind.
Weil  anfangs  - wie dieser Kumpfer, heule  wenigstens  wie  ein  Wolf.  Die
Soldaten  sind  nicht beschoßen,  einige  laufen vorwurts,  und andere
mußt  Du  mit dem unflutigen Fluchen  und den Fußtritten aus der
Technik  und  der  Schutzengraben  herausziehen.  Also  gut,  hinter  meinen
Schultern  Baku  und Kutaissi - 90, Zchinwali - 91,  Pridnestrowje - 92, und
jetzt noch Tschetschenien - 95. Also, finden wir uns zurecht, wurde ich mich
nur aus dieser  Hulle herauskommen. Nur unversehrt. Wenn  ich  zum Invaliden
werde, so  liegt in der Tasche  sehr nettes Spielzeug - Granate RGD-5. Damit
komme  ich aus.  Ich sah mich  satt, wie im  Friedensleben die  verstummelte
Helden der vergangenen Kriege wohnen, die die Heimats-, Partei-, Regierungs-
und    Teufel   weiß   noch   wessen   Befehle   wuhrend    "der
Wiederherstellung  der   konstitutionellen   Ordnung"  am   Territorium  der
ehemaligen Union erfullten. Und jetzt stoßen wir unseres Rußland
laut nuchsten irgendeinen geheimen Befehl...
     Das  alles lief im Kopf fur ein paar Sekunden  vorbei. Ich blickte mich
um - meine Kumpfer liegen nicht weit und schauen  sich um. Die Fressen  sind
schwarz,  nur Augen und Zuhne blitzen.  Aber  ich  bin  wahrscheinlich nicht
besser. Ich zeige einem mit  Kopf, anderem mit Hand  Richtung der Bewegung -
vorwurts,  vorwurts  zickzackfurmig, als  "Schraube",  rollend. In der
Matrosenjacke   kann   man  sich   nicht  besonders  gut  uberschlagen.  Der
Schweiß  uberflutet  die  Augen,  die  Kleidung  dampft,  im Mund  ist
Nuchgeschmack des Blutes, in  den Schlufen klopft. Im  Blutchen gibt es sehr
viel Adrenalin.  Von  den Sprungen  nach den  Bruchstucken des Ziegels,  des
Betons,  des  Glases.  Sorgfultig  vermeiden  wir  die  offenen Bereiche der
Straße. Vorluufig sind wir lebend, Gott sei Dank.
     Knack, knack! Donnerwetter, ist  das der  Scharfschutze  wirklich?  Wir
tauchen in  den  nuchsten Keller. Die  Granaten sind bereit -  was oder  wer
wartet  uns  dort?  Das Paar der  Leichen.  Nach der Form  sind  sie uhnlich
unseren  - den  Slawen.  Vom Kopfnicken  zeige  ich  auf,  damit  einer  die
Beobachtung durch  das  Fenster  fuhrte, selbst stehe ich bei der Turuffnung
auf.  Der   zweite   Kumpfer   neigt  uber  einen  Gefallenen,  knupft   die
Matrosenjacke und die Jacke auf, zieht Papiere heraus, reißt  vom Hals
das Strickchen mit der  persunlichen Nummer  ab. Dann macht dasselbe mit dem
zweiten. Den Kerlen  ist  es  schon egal,  aber  die Familien muß  man
unbedingt benachrichtigen. Sonst werden die "Klugen" aus der Regierung
ihnen keine Rente zahlen, es davon motivierend, daß die Kumpfer, sagen
sie,  Verschollenen sind, und  sogar kunnen sie selbst zur Seite des Gegners
uberlaufen.
     - Na und, hast du Papiere mitgenommen? - frage ich.
     -   Habe   mitgenommen,   -   antwortet   Soldat   Semjonov,   derselbe
"Semjon". - Wie werden wir weiter gehen?
     - Jetzt werden  wir uns  durch den  Keller auf die  Nachbarstraße
herausfinden, und dann  zum ersten Bataillon. Gibtus Verbindung mit ihnen? -
rede ich den Funker  Soldat Kharlamov an. Er ist  "Klebestoff".  Seine
Pratzen  sind  lang  und  stehen aus  den urmeln  hervor, wie Stucke, -  ihm
paßt keine Form. Die  Hunde sind  unproportional entwickelt.  Wenn  Du
siehst ihn  zum ersten  Mal, dann  kommt solche Empfindung,  daß diese
Hunde vom Gorilla abgerissen und dem Menschen angenuht wurden. Und wofur hat
man ihn von "Klebestoff" benannt, niemand erinnert sich schon.
     Unsere Soldaten sind  Sibirier. Und wir alle zusammen - "Machra",
vom   Wort   "die   Machorka".  In   den  Buchern   uber  den  Grossen
Vaterlundischen Krieg und im Kino nennt man die  Infanterie "Zarin der
Felder",  und  im  Leben  -  "Machra".  Und  der  Einzelinfanterist  -
"Machor". Es ist nun einmal nicht anders.
     - Und verbinde  dich mit  den "Schachteln", - das  sage  ich uber
unsere gelassene auf das Herangehen zum Bahnhof BMP, - erfahre, wie geht es.
     "Klebestoff"  trat  vom  Fenster  beiseite  und  brummte  in  die
Garnitur  der Rundfunkstation, herbeirufend  Kontrollpunkt  (KP) des  ersten
Bataillones, und dann unsere BMP.
     -  Ordnung, Genosse Kapitun, - berichtet der  Funker.  -  "Kuppe"
wartet auf uns, die "Schachtel" waren beschossen, sie fluteten auf ein
Quartal nach unten zuruck.
     -  Gut,  laß uns gehen, sonst  krepieren  wir, - ruchle ich, mich
ruuspernd.  Endlich  wurde  die  Atmung  wiederhergestellt,  ich  spucke den
gelb-grunen Schleim  aus- die Folgen des vieljuhrigen Rauchens. - Ach, sagte
mir die Mutti: "lerne die englische Sprache".
     - Und mir sagte die Mutti : "klettere, Suhnchen, nach den Brunnen
nicht", - greift Semjon auf.
     Zum Fenster  von der  gegenuberliegenden Seite des Hauses  hinausgehend
und  keine  Spuren  des  Aufenthaltes  des  Gegners  entdeckt,   laufen  wir
sprunghaft zum Bahnhof hin, uns fast viermal beugend. Es sperrt man uber der
Stadt, die  Bomben  abwerfend und jemande Positionen von unerreichbarer Huhe
beschießend.  Hier  gibt es keine einheitliche Frontlinie. Die  Kumpfe
werden  herdfurmig  gefuhrt,  und  manchmal   ergibt  sich  die   sogenannte
Blutterpirogge:  Gespenster, Unsere,  wieder Gespenster  und  so weiter. Mit
einem  Wort  -   Irrenhaus,  fast  kein  Zusammenwirken.  Es  ist  besonders
kompliziert, mit den Innentruppen  (IT) zu arbeiten. Eigentlich ist das ihre
Operation, aber wir - Machra - fur sie  ganze Arbeit  machen.  Nicht  selten
kommt es vor,  daß  wir dieselbe Objekte zusammen sturmen, voneinander
nicht  verduchtigend.  Es  kommt  vor,  daß  wir  auf  IT-Kumpfer  die
Luftfahrt und die Artillerie richten, und sie -  auf uns. In  der Dunkelheit
unternehmen wir Feuergefechte, nehmen eigene Soldaten gefangen.
     Jetzt auch gehen wir auf den Bahnhof, wo fast im vollen Personalbestand
die Maikoper Brigade gelegen hat. Sie ist in die Neujahrsnacht verschwunden,
nach den Zugunge, dem Bestand und der Anzahl der Gespenster nicht vernunftig
forschend.  Ohne  Artillerievorbereitung.  Als sich Maikoper nach  dem Kampf
entspannt wurden und fingen an,  einzuschlafen,  - das ist keine Spaß,
mehr  als eine  Woche nicht zu  schlafen,  sich nur auf Wodka und  Adrenalin
durchzuhalten - kamen die Gespenster  und sie  ins  Gesicht erschoßen.
Alles wie bei  Tschapajev, der die Wachen  nicht  aufgestellt hat. Und  hier
sind  die  Wachen  eingeschlafen,  oder  wurden  sie leise  erstochen. Alles
brannte,  was konnte und  was konnte  nicht.  Vom  verschutteten  Brennstoff
brannten Erde, Asphalt, Wunde der Huuser. Die Leute warfen sich hin  und her
in  dieser  feurigen  Hulle:  einige  erwiderten  Feuer, einige  halfen  den
Verletzten, einige  erschoßen sich, um in die Hunde der Gespenster nur
nicht zu geraten, einige fliehten - man darf sie dafur nicht tadeln. Und Du,
Leser, wie  benahmst  Du  Dich in dieser  Hulle? Du weißt  nicht,  und
deshalb unterstehe Dich ja nicht sie zu tadeln.
     Niemand  weiß,  wie   sie  umkamen.   Der  Brigadekommandeur  mit
zerbrochenen Beinen befehligte bis zum Letzten, obwohl konnte ins Hinterland
weggehen. Er hat geblieben. Oh Gott, bewahre ihre Seelen und unsere Leben...
     Als unsere Brigade schlug  sich mit den schweren  Kumpfen  zu Hilfe den
Maikoper  durch,  mußten sich die  Panzer durch Haufen aus den Leichen
unserer   Bruder  -  Slawen  durchschlagen...  Und  wenn  Du   siehst,   wie
Kettenglieder der Panzer und BMP die Kurper zerbrechen und mahlen; Durme und
Eingeweide  solcher,  wie  Du,  auf  die  Walzen  wickeln;  wenn  unter  der
Raupenkette  der Kopf  mit dem  Knirschen platzt, und  alles ringsum  in die
grauen-rote Masse der Gehirne  gefurbt wird, -  der  Gehirne  vielleicht des
nicht  stattgefundenen  Genies,  des  Dichters,  des  Wissenschaftlers  oder
einfach des guten Kerls, des Vaters, des Bruders,  des Sohnes, des Freundes,
der keine Angst  kriegte, der nicht  entlaufen  ist, aber  in diese dreckige
Tschetschenien gefahren ist, und der vielleicht  bis zum Ende nicht begriff,
was geschah;  wenn die Schuhe auf dem  blutigen Schlamm rutschen - dann  das
Wichtigste  uber  nichts zu denken ist, man  muß sich nur auf einem zu
konzentrieren: vorwurts und am Leben bleiben, vorwurts und am Leben bleiben,
die Leute bewahren, weil die Kumpfer, die Du verlieren wirst, nachts truumen
werden.  Und   muß   man   Gefallenenmeldungen  und   die   Akten  des
Kurpererkennens schreiben.
     Meinem  busesten Feind wunsche ich  diese  Arbeit nicht. Es ist besser,
sich im Sturmangriff zu verschlucken, mit großen Augen aus eigenen AKS
(Kalaschnikov-MPi) nach rechts und nach links  zu schießen, als in der
Erdhutte  diese schrecklichen Papiere  zu  schreiben. Wozu sind alle  diesen
Kriege?  Obwohl, ehrlich gesagt, niemand von uns  hat bis jetzt bis zum Ende
nicht verstanden, was hier  geschieht und geschah. Das Ziel ist allein -  am
Leben bleiben und die Aufgabe  zu  erfullen,  dabei  die  Leute maximal  gut
erhalten. Wenn Du nicht erfullst - werden andere gesendet, die wegen  deines
Nichtprofessionalismus, der Feigheit, der Wunsche nach Hause zuruckzukehren,
sich unter  dem  Feuerstuße aus  der  MPi und Maschinengewehren  legen
werden,  von den  Granaten- und Minensplitter  zerreißend,  werden  in
Gefangenschaft  geraten.  Und  alles  ist  deinetwegen.  Empfinden  Sie  ein
Mißbeha-gen uber solche Verantwortung? Ich auch.
     Klebestoff hat  Bewegung  im Fenster des  funfgeschoßigen  Hauses
bemerkt, das sich  an  den Bahnhofsvorplatz angrenzte, ist dazugekommen,  zu
schreien: Gespenster!, und ist  weggerollt. Wir wurden uns mit Semjon hinter
den Haufen des zerschlagenen Betons auch bedeckt. Klebestoff fing an, um die
Ecke  aus  dem  MPi  das Fenster  zu  beschießen,  und wir fingen  an,
Unterluufe  (Unterlauf-Gewehrgranatwerfer) in  fieberhaftem Tempo  zum Kampf
vorzubereiten.
     Ach,    was    fur     eine    bemerkenswerte    Stuck    ist    dieser
Unterlauf-Gewehrgranatwerfer,  der liebevoll  "Unterlauf" genannt ist,
sogar  "Unterluufchen". Es wiegt zwar nicht wenig -  etwa  funfhundert
Gramm. Wird  unten zum  Maschinenpistolenlauf gefestigt.  Kann das Feuer wie
nach der  geraden, als  auch nach der Anbaubahn fuhren. Das ist  eine kleine
Ruhre mit Abzug und Sicherheitsklammer. Es gibt auch Visiereinrichtung, aber
wir haben fur die ersten Tage der  Kumpfe so flott zu tun gelernt, daß
ruhig ohne sie auskommen. Aus dem  Unterlauf  Markierung GP-25  kann man die
Granate in ein beliebiges Luftungsklappe werfen oder, falls notwendig, durch
ein  beliebiges  Gebuude  hinuberwerfen.  Geradeaus  schmeißt  er  auf
vierhundert Meter, Splitter fliegen auf vierzehn Meter  auseinander. Das ist
einfach Murchen. Wie viele  Leben hat er  in Grosny gerettet, kann man nicht
nachzuhlen. Wie kann man  Schutzen und Scharfschutzen von den  oberen Etagen
im  fluchtigen  Kampf in der Stadt auszuruuchern?  Auf keine  Weise. Solange
wirst Du  die  Luftfahrt,  die  Artillerie  herbeirufen,  solange  wirst  Du
ruckwurts wegrollen  oder  deine  "Schachteln"  herbeirufen,  die  die
Panzerbuchsenschutzen  niederbrennen kunnen.. ..  Und so  hat  jeder  Soldat
seinen "Unterluufchen", und selbst ruuchert er den Gegner aus. Es gibt
bei den Unterlauf-Gewehrgranaten noch ein unbestreitbarer Vorteil, und zwar:
sie  explodieren  vom Schlag.  Sonst  wirfst  Du  wuhrend  des Kampfes  eine
gewuhnliche Handgranate im  Eingang des Hauses, wenn sich der Gegner auf den
oberen Stocken befindet, aber sie hat die Verzugerung 3-4 Sekunden  nach der
Vorsteckerabnahme. Und jetzt rechne, -  Du hast das Ringel gezogen, sie nach
oben geworfen, und sie, Gesindel, stoßt  gegen irgendwelches Hindernis
und fliegt zu Dir zuruck. Schon sputer, irgendwo  zum 15-17. Januar, hat man
"Berg-"  oder, wie  wir  sie  nannten,  die "afghanischen"
Granaten  zugefuhrt.  Dieses  Stuck  explodiert nur dann,  wenn gegen  etwas
festes  gestoßen   wird.   Und  dahin  kam  irgendwer   aus   hiesigen
"Kulibin" (der beruhmte russische Erfinder) auf die Folgende: wenn die
Granate  vom Unterlauf  uber  den Absatz zu  schlagen, so tritt sie auf  den
Spannrast,  und sputer  wirfst  Du  sie,  meine  Gute, von  Dir  so weit wie
muglich.  Und  begegnend  das  Hindernis, explodiert  sie,  abmuhend in  den
geschlossenen Raum alles lebendiges.
     Wir  fingen mit Semjon  an,  aus Unterlauf die  Granaten ins Fenster zu
werfen,  in  dem  Klebstoff  irgendwelche  Bewegung bemerkt hat.  Dem Semjon
gelang  es vom  ersten Versuch, mir vom zweiten. Die erste, Gesindel,  wurde
gegen  die  Wand  gestoßen und  hat  explodiert,  nach unten  ziemlich
große  Schicht des Stuckes umgeworfen und die grosse Wolke des Staubes
gehoben.
     Ausgenutzt  das,  haben   wir  zu  dritt,  auf   funfgeschossiges  Haus
anzuschielend,  die  offene  Strecke  im  Laufschritt  ubergewunden  und  wo
kriechend, wo im Laufschritt,  erreichten wir  endlich durch zwei Huuser die
Unseren.
     Diese dumme Kerle haben uns  im Schreck  beinahe niedergeschoßen,
uns fur die Gespenster gehalten.
     Sie   begleiteten  uns  bis  zum  KP  des   Bataillones,   wo  wir  den
Bataillonskommandeur gefunden haben.
     Der Bataillonskommandeur ist eingefleischt. Er ist zwar nicht besonders
groß,  aber  wie  der   Kommandeur,  wie  der  Mensch  -  ist  er  die
Gruße. Man muß offen bekennen, daß  unsere Brigade mit den
Bataillonskommandeuren  Gluck hat. Ich werde  Vor-  und  Nachteile von jeden
nicht beschreiben, einfach werde  ich sagen - sie sind die echten Kerle. Wer
diente, kumpfte, jene werden verstehen, was es bedeutet.
     Der  Kommandopunkt   des   ersten   Bataillones  wurde  im  Keller  des
Eisenbahnbahnhofes stationiert.  Als wir hereingekommen  sind, schimpfte mit
unflutiges Fluchen  der  Bataillonskommandeur  heftig auf  jemanden  per das
Feldtelefon.
     -Verdammter Schweinhund, wohin mischest  du  dich  ein, der Idiot!  Sie
locken dich heraus, Dummkopf, und du mit deinen Salabonen (junge unerfahrene
Soldaten)  rennst mit dem  Kopf durch  die  Wand! Mache  Reinigung,  reinige
alles, was bei dir ringsumher  ist!  Damit  es kein Gespenst in der Zone der
Verantwortung  gab!  -  schrie der  Bataillonskommandeur  in  den  Hurer.  -
"Die  Schachteln"  schleppe ruckwurts, soll die Machra arbeiten! Sitze
selbst auf KP, lehne dich nicht heraus!
     Den Hurer des Telefons geworfen, hat er mich gesehen.
     - Hallo, - hat er geluchelt.
     - Gott zu Hilfe, - habe ich gesagt, die Hand reichend.
     - Was gibt  es Neues im  Stab?  Gehen  wir zum  Mittagessen,  - hat der
Bataillonskommandeur  vorgeschlagen,  froh  auf mich schauend. Zu sehen  die
bekannte Person auf dem Krieg ist eine Freude. Das bedeutet, daß nicht
nur Du, sondern auch deine Genossen auch Gluck haben.
     Mich  vom  Kampf,  der  Lauferei  und  des Schießens  noch  nicht
beruhigend, wußte ich,- wenn jetzt  nicht auszutrinken, nicht ruhig zu
werden, dann beginnt das kleine nervuse Zittern zu schlagen. Oder  umgekehrt
uberkommt  halbhysterischer  Zustand,  man  bekomme  Lust  zu  sprechen,  zu
sprechen...  Deshalb habe ich  mit der  Dankbarkeit die Einladung  zum Tisch
angenommen.
     Sich  auf  die  Kasten   von   den   Geschossen  hingesetzt,  hat   der
Bataillonskommandeur  halblaut gerufen: "Iwan, wir haben Besuch,  gehe
zum Mittagessen". Aus dem Nachbarkellergeschoß ist der Stabsleiter des
ersten Bataillones der Kapitun Il'in erschienen. Hager, sogar mager, ist der
erste  Anfuhrer  in der Brigade  im Volleyball,  aber bei  der Arbeit ist er
Pedant und  punktlich. Im friedlichen  Leben war  er immer stramm, gebugelt,
blitzend,  jetzt unterschied  er  sich wenig von allen anderen.  Ebensolcher
verrußt, unrasiert, nicht ausgeschlafen.
     - Hallo, Slawa, - hat er  gesagt und seine Augen  wurden kaum glunzend.
Wir  waren  mit ihm fast gleichaltrig, aber  ich  bin ein  Oberoffizier  des
Brigadestabes, und er ist der Leiter des Bataillonstabes. Und beide sind wir
Kapitune.    Wir   waren   mit   Iwan    schon    seit   langem    in    der
Freundschaftsbeziehungen,  es   waren   auch  die   Frauen  und  die  Kinder
befreundet.
     Ich verbarg meine Emotionen nicht und kam zu umarmen. Allmuhlich fingen
die Nerven an, von sich huren zu  lassen, nach meinem kurzem ubergang rollte
die Hysterie hin.
     Um die Kumpfer machte  ich mich keine Sorgen,  sie  befanden sich unter
Unseren, so daß man ihnen zu essen gegeben und erwurmt wird.
     -  Slawa,  bist  du   nach  dem  Scharfschutzen  gekommen?  -  hat  der
Bataillonskommandeur gefragt.
     -  Nach ihm, nach  wem noch,  - habe  ich geantwortet.  - Wie haben sie
diesen Hurensohn genommen?
     - Dieses Scheusal hat  uns drei  Tage die  Ruhe nicht  gegeben, - wurde
Iwan streng.  - Er hat sich  neben dem Bahnhof gesetzt und beschoß uns
durch   den  Platz.  Hat  drei  Kumpfer  erschoßen   und  den   ersten
Kompaniefuhrer an  das  Bein  verwundet. Und  zu  evakuieren  gibt es  keine
Muglichkeit. Wir riefen die urzte hierher, sie operierten vor Ort.
     - Also, wie geht es ihm, - habe ich gefragt,  - die Geschichte uber die
urzte  hurte ich, die Prachtkerle, es ist nichts zu sagen,  und wie geht  es
dem Kompaniefuhrer - wird er leben- gehen?
     - Wird, wird, - hat der Bataillonskommandeur froh bestutigt, - nur habe
ich ihn zuruckgestellt,  aber es gibt keine  Zugfuhrer, weißt  Du  das
selbst,  und leiten jetzt Zwei-Scheusale. (Mit  solchem mißbilligenden
Terminus  nannten wir  die  Hochschulabsolventen,  die  auf  zwei  Jahre  im
Offizierrang einberufen wurden). Aber dieser Kerl  scheint gescheit zu sein.
Ist freilich  heiß  wie Tschapai auf  dem verwegnen Pferd, will ganzes
Tschetschenien allein befreien.
     - Was hatte der Scharfschutze?  - frage ich. - Sonst ist das vielleicht
keiner  Scharfschutze,  sondern irgendeiner  verruckte  Ortseinwohner, jetzt
bummeln viele ebensolchen durch die Stadt.
     Der Bataillonskommandeur mit dem Stabsleiter haben  sich sogar gekrunkt
gefuhlt. Iwan  ist gesprungen,  in  sein  Stubchen  gerannt  und  hat  unser
einheimisches Gewehr  SKS  gebracht. Nur die Optik ist Importerzeugnis,  ich
habe  das sofort  verstanden,  -  sah schon,  aller Wahrscheinlichkeit nach,
japanische. Das gute Spielzeug.
     Pal Palytsch  - der  Bataillonskommandeur -  solange wir  mit Iwan  den
Karabiner untersuchen, erzuhlt, daß in den Taschen beim Festgehaltenen
zwei Pakete der  Patronen entdeckt waren,  und in seiner "Lagerung", -
das   heißt  dort,   wo   er   den  Hinterhalt  veranstaltete   -  die
Bierverpackung  und zwei  Blocke der Zigaretten. Erzuhlend, Palytsch  deckte
den Tisch: schnitte  Brot,  uffnete Schmorfleisch, Kondensmilch,  weiß
der Teufel woher  entstehende Salate, eingelegte Tomaten und Gurken. Endlich
hat er auf den improvisierten Tisch die Flasche Wodka gestellt.
     Ich  habe inzwischen Einkerbungen  auf dem  Kolben nachgezuhlt: es  war
zweiunddreißig. Zweiunddreißig  abgebrochene  unsere  Leben. Wie
die Scharfschutzen arbeiteten,  wußten wir nicht  vom Hurensagen.  Als
wir  nach  alten,  fast  Vorkriegskarten  nachts  in  die  Stadt  eintraten,
-begegneten  sie uns. Und  obwohl wir  rasten, die  Kupfe innerhalb  der BMP
zerschlagend,  die  Zuhne  von  der  rasenden   Fahrt   brechend  und  alles
verfluchend, brachten die  Scharfschutzen  fertig,  bei der  vorbeifahrenden
Technik die hin und her schaukelnde  Antennen zu wegschießen, sogar in
der  Nacht, in  den Staubwolken. Und  als  Unsere  ohne Verbindung  blieben,
schickten die Kommandeure die Kumpfer, anzuschauen, was fur Quatsch ist das,
-  und  sofort  tutete  sie   der  Scharfschutze.  Und  noch  gibt  es   bei
Gespensterschutzen  eine  solche Schlauheit:  sie  tuten  den  Mensch nicht,
sondern verwunden ihn, -  sie schießen auf  den Beinen, damit er nicht
wegkriechen   konnte,  und  warten.   Die  Verletzten   schreien,  und  jene
erschießen  wie   die  Kucken   die   zu   Hilfe  beeilende  Soldaten.
Solcherweise  hat  die  Brigade   etwa  dreißig   Menschen   auf   den
Scharfschutzen verloren, und wir haben zu ihnen die besondere Rechnung. Noch
ist es erstaunlich, daß die Kumpfer dieses Scheusal  lebendig genommen
haben.
     Im  zweiten  Bataillon haben  neulich die Lagerung entdeckt, nach allen
Merkmalen  -  der Frau. Alles  wie  ublich:  Sofa oder Sessel,  alkoholfreie
Getrunke  im  Unterschied  zu den Munnern - Scharfschutzen, und  irgendeines
weiche  Spielzeug. Es ist  das Gewehr nicht weit  verborgen.  Den ganzen Tag
haben die Kumpfer im Hinterhalt gewartet, sich nicht bewegend. Weder auf die
Toilette gehen, noch rauchen.  Und  haben sie  sie  erwartet. Was war dort -
niemand  weiß,  aber  flog die Tschetschenin als Vuglein vom  Dach des
neungeschoßigen  Hauses,  und  auf  dem  Weg  zur  Erde  hat  sie  die
Granatenexplosion zerfetzt. Die Kumpfer schworen sputer feierlich, daß
sie den Geruch ihrer schmutzigen Kurper gefuhlt hat und auf das Dach spurte,
und von da  nach unten absprang. Naturlich, nickten alle mit  dem  Kopf  und
bedauerten, daß sie ihrem Flug Hand  nicht angelegt haben. Niemand hat
geglaubt,  daß  sie  sich  in  den  letzten  Flug  mit   der   Granate
selbststundig  begeben hat.  Die Tschetschenen,  soviel  ich  mich erinnere,
beendigten das Leben  vom Selbstmord nicht, es ist unser Strich - die  Angst
vor  Gefangenschaft,  Schande,  Foltern.  Nach  jenem  Zwischenfall hat  der
Bataillonskommandeur  des  zweiten Bataillones  die  Phrase gesagt, die  das
Motto unserer Brigade wurde: "Die  Sibirier geben sich nicht gefangen,
sondern auch nehmen sie nicht gefangen".
     Der Bataillonskommandeur hat den Wodka inzwischen eingeschenkt, und wir
haben  uns  mit  Iwan hingesetzt.  Wenn  wer sagt,  daß  wir betrunken
kumpften, -  spucke  ihm in die Fresse.  Auf dem  Krieg  trinkt  man fur die
Desinfektion,  nicht  immer  wirst Du  das Wasser aufkochen,  die  Hunde gut
waschen.  "Die roten Augen  werden gelb nicht" - das ist das Motto der
Fronturzte. Das Wasser  fur Nahrung, Getrunke,  Waschen  mußte man  in
Sunshe  nehmen  -   ein  so  kleines  Flußchen,   das   durch   ganzes
Tschetschenien,  darunter  durch Grosny  fließt.  Aber  dort schwammen
soviel Leichen der Leute  und der Tiere, daß an der  Hygiene man nicht
denken  mußte. Nein,  niemand wird sich  auf dem Krieg betrunken - das
ist der richtige  Tod.  Die Kameraden werden auch nicht erlaubt - was  kommt
dem Betrunkenen mit den Waffen in den Sinn?
     Wir   haben   weiße   Plastikbecher   gehoben  -   im   Flughafen
"Nurdlich" haben wir viele mitgenommen,- und zusammengeruckt. Es ergab
sich   kein   Anstoßen,   sondern    das    Geraschel,    "damit
Politstellvertreter hurte nicht", - scherzten die Offiziere.
     - Fur den Erfolg, Kerle, - hat der Bataillonskommandeur gesagt, und hat
Halbglas des Wodkas gehoben, Luft aus den Lungen auszuatmend.
     - Fur ihn, verdammten,  - habe  ich aufgegriffen und auch ausgetrunken.
Im Hals wurde sofort heiß, die warme Welle rollte nach innen und blieb
im  Magen  stehen.  Im  Kurper  wurde  sich die  Mattigkeit verbreitet. Alle
sturzten sich auf das Essen, wann gelingt es  noch, so ruhig zu essen. Brot,
Schmorfleisch,  Gurken, Tomaten, alles ist  in den Magen geflogen. Jetzt hat
schon  Iwan den  Wodka eingeschenkt,  und wir haben schweigend ausgetrunken,
mit den Bechern raschelnd. Haben geraucht. Ich habe  zuerst meine, noch  aus
dem   Haus    gebrachte    "TU-134"    genommen,   aber,    bei    dem
Bataillonskommandeur und bei  Iwan  "Marlboro"  gesehen,  habe  zuruck
weggeruumt.
     - Vom Scharfschutze? - habe ich gefragt, mich aus von beiden gereichten
Schachteln bewirtet.
     - Von da, - hat der Bataillonskommandeur geantwortet.
     - Was macht das zweite  Bataillon? -  hat Iwan gefragt,  tief auf Lunge
rauchend.
     - Nimmt  Hotel  "Kaukasus", jetzt  werden wir  ihnen zu Hilfe das
dritte Bataillon und Panzersoldaten werfen.  Die Gespenster haben  sich dort
festgesetzt   und   halten  sich   an   ihm   fest.  Die   Uljanowsker   und
Marineinfanterie   sturmen   "Minutka"  und  der  Dudajev-Palast.  Sie
verlieren nur die Leute, aber das ist sinnlos.
     - Das bedeutet,  daß  wir ihnen bald zu Hilfe geschickt werden, -
mischte sich der Bataillonskommandeur in das Gespruch ein. Das ist dir nicht
die Flaschen uber den  Kopf  schlagen, hier muß man denken,  wie Leute
aufzubewahren und Aufgabe zu erfullen. Niemals verstand ich die  Angehurigen
der Landetruppen,  nein, so  was, freiwillig, im nuchternden Zustand aus dem
Flugzeug herauszuspringen? - hat Palytsch harmlos gescherzt.
     - Und ich verstand  die Grenzsoldaten niemals, - hat Iwan aufgegriffen,
- vier Jahre in der Militurschule lernten sie,  in das Fernglas zu sehen und
neben dem Hund zu  gehen. Ich habe eine Vorahnung, daß wir am  Asphalt
auf diesem fucking Platz nagen werden.
     Bei   mich   habe   ich  schon   entschieden,   daß   ich  diesen
Scharfschutzen bis zum Brigadestab nicht bringen werde. Er  wird, Hurensohn,
beim Treffen  von  "Schalnjak"  oder beim  "Versuch  zur Flucht"
sterben. Ganz egal, alles, was konnte er erzuhlen, hat er schon erzuhlt.
     Nur im Kino uberzeugt man psychologisch den  "Gefangenen" von der
Notwendigkeit, die ihm bekannten  Nachrichten  zu  erzuhlen, brecht man  ihn
ideologisch.  Im  realen Leben  ist  alles  einfacher.  Aller hungt von  der
Fantasie, der Bosheit und der Zeit ab. Wenn es die Zeit und der Wunsch gibt,
so kann man bei ihm die Emaille von den Zuhnen mit Hilfe der Feile abnehmen,
oder mittels des  Feldtelefones uberzeugen. Eine solche braune Schachtel mit
dem  Griff seitlich. Du hungst zwei Leitungen zum  Gespruchspartner  an  und
drehst den Griff, ihm vorher Paar-Drei Fragen gestellt.  Aber es gescheht in
den komfortabelen Bedingungen und wenn es  bevorsteht, ihn in die  Hunde der
Staatsanwaltsarbeiter  zuruckzugeben.  Es   bleibt  keine  Spuren.  Es  wure
wunschenswert, ihn vorher mit  Wasser zu begießen. Und um  die Schreie
nicht zu huren, lußt  Du nebenan die  schwere Panzertechnick an.  Aber
das ist fur die ustheten.
     Auf den Kampfpositionen  ist alles viel einfacher  -  aus  dem  Automat
schießt  man  der  Reihe nach die  Finger auf den  Beinen weg. Es gibt
keinen  Menschen,  wer  uhnliches  ertragen  hutte. Du  wirst erzuhlen,  was
wußte  und was sich erinnerte. Was, der Leser, dies ekelt Dich an? Und
Du  feierteste  das Neujahr in dieser Zeit,  gingeste  zu  Gast,  rodelteste
halbbetrunken mit  den Kindern  von der  Rutschbahn, aber gingeste zum Platz
nicht und hielteste ein Meeting nicht ab, mit der Forderung,  unsere Kumpfer
zu  retten,  sammelteste die warmen  Sachen  nicht,  gabeste das  Geld jenen
Russen nicht, die aus  Tschetschenien  liefen, opferteste den  Teil  von dir
vertrunkenen Geld zu den Zigaretten  fur  den Soldaten nicht. So das  rumpfe
die Nase nicht, und hure die grobeWahrheit des Krieges.
     -  Gut,  laßt uns die  Dritte,  und gehen  wir, Ihren Schutzer zu
sehen,  - habe ich  gesagt,  eingeschenkt  die  Reste  des Wodkas  nach  den
Glasern.
     Wir  sind aufgestanden,  haben die Gluser genommen, ein  paar  Sekunden
geschwiegen  und  haben schweigend, nicht anstoßend ausgetrunken.  Der
dritte  Trinkspruch ist der  Wichtigste  bei  den Militurpersonen.  Wenn bei
Zivilisten dieser  Trinkspruch fur die "Liebe", bei den Studenten noch
fur etwas ist, so  bei den Militurpersonen ist dieser Trinkspruch "fur
Abgestorbenen",   und  trinkt  man   ihn  stehend   und  schweigend,   nicht
anstoßend,  und  jeder   lußt  vor  seinem   innerlichen   Blick
diejenigen vorbei, wen  er verloren hat. Das ist  schrecklicher Trinkspruch,
aber  andererseits, weißt  Du,  daß wenn Du umkommen  wirst,  so
werden sowohl durch  funf,  als  auch  in  funfundzwanzig Jahren irgendeiner
rotzige Leutnant  in der  fernustlichen vom Gott  vergessenen Garnison  oder
aufgedunsener  Oberst  im Stab des Prestigebezirks  den dritten  Trinkspruch
heben und fur Dich austrinken.
     Wir haben ausgetrunken,  ich habe in den Mund  ein Stuck Schmorfleisch,
ein Paar Zacken des Knoblauches, ein Stuck der "Offizierzitrone" - der
Knollenzwiebeln,  geworfen. Es  gibt  keine  Vitamine  auf  dem  Krieg,  der
Organismus  fordert  sie  stundig,  deshalb  hat  man  die  Zwiebeln von der
Offizierzitrone benannt. Man ißt die  auf dem Krieg immer und uberall.
Der Geruch ist zwar schrecklich, aber bei uns  gibt es keine Frauen, und zum
Geruch  gewuhnst Du Dich  und bemerkst  nicht, um so mehr, als er obwohl ein
wenig,   aber  uberall  verfolgenden  widerlichen   Geruch   des   zerlegten
menschlichen Fleisches  verschlugt. Den  Imbiß  aufgegessen,  habe ich
alles mit dem Kondensmilch unmittelbar aus der Buchse nachgetrunken, aus der
auf  dem Tisch gelegenen Schachtel  von  Bataillonskommandeur  die Zigarette
genommen und bin als erster zum Ausgang gegangen.
     Hinter mir sind der Bataillonskommandeur und Iwan Il'in gegangen.  Etwa
in dreißig Meter vom Eingang  in den Keller standen  die Kumpfer dicht
aneinander um  den  Panzer  und  besprachen etwas  laut. Ich  habe beachtet,
daß  das  Kanonenrohr  des  Panzers  irgendwie  unnaturlich nach  oben
hochgehoben  ist.  Nuher darauf  zukommend, haben wir gesehen, daß vom
Rohr der gespannte Strick herunterhungt.
     Die Kumpfer  traten zur Seite,  uns bemerkt. Das  Bild ist,  naturlich,
farbenpruchtig, aber schrecklich, -  auf dem  Ende  dieses Strickes hing der
Mensch, sein Gesicht war von Prugeln anschwellend, die Augen halboffen,  die
Zunge  ist herausgefallen,  die Hunde  sind hinten zusammengefunden.  Obwohl
habe ich mich in letzter Zeit an den Leichen satt gesehen, aber gefallen sie
mir nicht, gefallen nicht, was ist da zu tun.
     Der Bataillonskommandeur begann, auf die Kumpfer zu schreien:
     - Wer hat es gemacht?! Wer,  Hurensuhne, die nicht zu Ende geschnittene
Magen?!  (die  ubrigen  Epitheta  werde  ich  nicht  anfuhren,  bitte  einen
beliebigen  Truppenmilitur,  der nicht  weniger als zehn  Jahre in der Armee
ist,  zu  schimpfen   -   wirst  Du  Deinen  Wortschatz   von  verschiedenen
Redewendungen bedeutend vergrussern.
     Der  Bataillonskommandeur   setzte   fort,  zu   toben,   die  Wahrheit
auszuforschend, obwohl  nach  dem  Ausdruck seiner schlauen Fresse  verstand
ich, daß er seine  Kumpfer nicht verurteilt.  Er  bedauert, naturlich,
daß  er  nicht   selbst  erhungt  hat,  aber  man  muß  vor  dem
Stabsoffizier  "das Bild vorfuhren". Sowohl ich als  auch die  Kumpfer
verstehen es ausgezeichnet. Auch verstehen  wir, daß  niemand  aus den
Kommandeuren  die Unterlagen  in die Militurstaatsanwaltschaft fur uhnliches
einreichen  wird. Das alles  voruberzog  in  meinem  Kopf,  wuhrend ich  die
Zigarette  von Bataillonskommandeur anrauchte. Ist lustig, erst vor  einigen
Stunden gehurten diese Zigaretten diesem Gehenkten, wessen Beine unweit  auf
dem   Niveau   meines    Gesichtes    schaukeln,   dann    dem   schreienden
Bataillonskommandeur,   und  jetzt  rauche  ich   sie,   diese   Vorstellung
beobachtend.
     Ich habe  von diesem verschleppten Zirkus genug, und habe gefragt, mich
zu  den  umgebenen  Kumpfern  wendend,  unter  denen  habe  ich  Semjon  und
Klebestoff bemerkt:
     - Was hat er gesagt, bevor zu sterben?
     Und hier  brausten die  Kumpfer auf.  Einander unterbrechend, erzuhlten
sie, daß "dieser  Hurensohn"  (das  weichste  Epitheton) schrie,
daß  er  bedauert,  daß  ihm  gelang,  nur  zweiunddreißig
"Ihre" zu tuten.
     Die Kumpfer  drungten  besonders  auf  das Wort "Ihre".  Ich habe
verstanden, daß sie die Wahrheit sagen, und wenn  er seine historische
Phrase nicht gesagt hutte, kann sein, daß irgendwelche Zeit auch leben
wurde.
     Hier hat einer der Kumpfer gesagt, alle damit erheitert:
     - Er erdrosselte sich selbst, Genosse Kapitun.
     - Hat er mit den verbundenen Hunden das  Schlinglein auf dem  gehobenen
Rohr festgezogen  und vom  Panzer abgesprungen, so was? -  habe ich gefragt,
vor Lachen erstickend.
     Dann habe ich mich zum Bataillonskommandeur umgedreht:
     -  Gut,  nimm   deinen  Gehenkten  ab,  wir   werden  im   Kampfbericht
aufschreiben, daß  er  sein Leben  vom  Selbstmord  begangen hat,  die
Gewissensqualen  nicht  aushaltend,   -   ich  habe   den  Zigarettenstummel
ausgespuckt und vom Absatz verschmiert. - Aber Gewehrchen nehme ich mit.
     - Nikolaitsch, - hat sich zu  mir der  Bataillonskommandeur zum  ersten
Mal nach dem Vatersnamen gewendet, - laß das Gewehr, als sehe ich das,
so wendet mich.
     Angeschaut in seine anflehende Augen, habe ich verstanden, daß es
vergeblich ist, das Gewehr wegzunehmen.
     - Du wirst geschuldet, und Du bist der Zeuge, - zu Iwan wendend.
     - Na,  Nikolaitsch, Danke,  - schuttelte Palytsch  mit  dem Eifer meine
Hand .
     -  Wegen dieses  Idioten  mußte ich unter  der  Beschießung
schleppen, und jetzt noch zuruck stampfen.
     -   So  nimm  ihn   mit,  Du  wirst   sagen,  daß   er   bei  der
Beschießung umgekommen ist, - hat Iwan gespaßt.
     - Fuck you, - habe ich gutmutig geantwortet. - Nimm selbst und schleife
diesen Toten. Und  wenn Sie die Unvorsichtigkeit haben werden, noch jemanden
gefangenzunehmen,  so entweder schleppen Sie ihn selbst in  den Brigadestab,
oder machen Sie  mit ihm Schluß ohne Lurm  an der  Stelle. Und muntern
Sie irgendwie die Kumpfer auf, die ihn genommen  haben. Also, gehen wir weg.
Geben Sie das Befehl, damit wir ein Paar der Quartale begleitet wurden.
     Wir  haben einander die Hunde  gedruckt,  der Bataillonskommandeur  hat
schnaufend in  die  innere Tasche  der  Matrosenjacke gegriffen und auf  das
Licht die ungeuffnete  Schachtel "Marlboro" geholt.  Ich habe  gedankt
und meine Kumpfer zugerufen:
     - Semjon, Klebestoff, gehen wir weg.
     Sie sind herangetreten, die Waffen in Ordnung bringend.
     - Sind fertig? Hat man Ihnen zu essen gegeben?
     - Hat man zu essen gegeben und auch hundert Gramme eingeschenkt, -  hat
Semjon geantwortet. - Hat man die Patronen und Unterluufe ergunzt.
     -  Gut,  Kerle,  gehen wir,  wir  sollen noch  bei  Tageslicht  Unseren
erreichen,  -  habe  ich gemurmelt, zuknupfend  im Gehen,  und habe das neue
Magazin an den MPi angeschnallt.
     Ich   hatte  das   angesehene   Magazin:   habe   zwei   Magazine   vom
Kalaschnikov-Handmaschinengewehr  besorgt.  Die  Kapazitut  ist   mehr   auf
funfzehn Patronen, als  in  der Maschinenpistole, -  sind 45 Stucke in  jede
hineingegangen.   Ich  habe   sie   als  "Bube"   zusammengelegt,  vom
Isolierband aufgewickelt, da  hast Du 90 Patronen stundig bei  der Hand.  Es
ist nur schade,  daß das Kaliber  der Maschinenpistole 5,45  ist,  und
nicht 7,62,  wie  fruher. 5,45 hat den  großen Abpraller und die Kugel
"geht  spazieren",  und  7,62  wie  hast  Du  angewandt,  so  hast  Du
angewandt.  Es  gibt  solche  Fabel  -  angeblich haben sich  die Amerikaner
wuhrend des Krieges in Vietnam bei ihren Buchsenmacher beklagt, daß es
von  ihrem Gewehr  í-16 viel Verwundeten gibt,  aber  wenig Ermordeten  (so,
ubrigens, steht es mit  unserer Maschinenpistole AK-47 und áëí). Da sind die
Buchsenmacher  zu ihren Armeen  auf  das Schlachtfeld  angekommen. Sie haben
angeschaut  und  geradeaus an der Stelle  die Experimente begonnen - bohrten
auf der  Kugelspitze das Loch nach und  luteten  dorthin die Nadel  ein. Von
diesen  Operationen  verschob sich  das Kugelzentrum und obwohl bei dem Flug
wurde  die Kugel weniger standfest und gab mehr Abprallers, als vorige, aber
bei dem Treffen in den Menschen wickelte sie  auf sich fast alle seine Durme
auf.  Bei  dem  Gegner  wurde  weniger  Verwundungen  und  mehrere  tudliche
Ausgunge.
     Unsere   haben   nichts   origineller  gefunden,  als  die  Amerikanern
nachzugehen, und in  Afghan  haben Kalaschnikovs des Kalibers 7,62 durch das
Kaliber 5,45 ersetzt. Vielleicht gefullt das irgendwem, aber nur nicht mir.
     Zugeknupft, die  Waffen  in die Hunde genommen, sind wir gesprungen und
einander angesehen.
     -  Mit dem Gott,  -  habe  ich  gesagt,  mich umgedreht,  funf  Kumpfer
gesehen, die  die selben Operationen machten, wie wir, und fertig waren, uns
zu begleiten.
     Ich habe noch einmal den  aufgehungten Scharfschutzen  angeschaut, aber
der  Rohr  der Panzerskanone befand sich unter gewuhnlichen fur ihn  Winkel,
und es gab schon kein Strick mit dem Verstorbenen auf ihm.
     -  Also, laß uns gehen, - habe ich  einen  Befehl erteilt und mit
dem Kopfnicken aufgezeigt, damit  die  Kumpfer aus dem  ersten Bataillon als
ersten gingen.
     Wissend  die  Umgebung, sind  sie wie wir oben nicht gegangen, aber, in
den Keller getaucht,  haben  sie uns durch Verbruche  und  Spalten  gefuhrt.
Irgendwo  wurden wir  in  die Kanalisation  heruntergegangen, dann  irgendwo
herausgekrochen. Ich habe die Orientierung vollkommen verloren  und verglich
den Befurderungsweg nur nach  dem Handkompass. Kam heraus, daß wir vom
richtigen  Weg gehen. Nach  etwa dreißig Minuten hat der Sergeant, der
unseren ubergang  leitete,  stehengeblieben und fing an, nach den Zigaretten
zu suchen. Wir alle haben geraucht. Sputer hat er gesagt:
     - Also, jetzt bis zu  Ihren  Schachteln  blieb funf  - sieben Quartale,
nicht mehr, aber durch die Keller gibt es kein Weg weiter. Sie mussen weiter
selbstundig oben gehen.
     Zu  Ende geraucht, habe ich die Hand dem Sergeanten gereicht, dann mich
mit jedem der uns begleitenden Kumpfer verabschiedet und gesagt:
     - Den Erfolg! Uns allen ist der Erfolg nutig.
     - Gehen  Sie vorwurts,  und wir  werden zehn  Minuten huren,  - hat der
Sergeant gesagt.
     - Also, - wendend sowohl  zu  Semjon als auch  zum Klebestoff, habe ich
befohlen, mit der Hand die Bewegungsrichtung zeigend. Und als erster bin aus
dem gebrochenen  Keller  hinausgesprungen, gefallen,  habe  mich gerollt und
fing  an,  mich  umzusehen,  vom  Maschinenpistolenrohr zu  lenkend.  Nichts
verduchtiges  bemerkt, habe Meinen geschwenkt. Als erster ist Semjon, hinter
ihm mit der Funkstation ist Klebestoff hinausgesprungen.
     So  bewegten  wir  uns  noch  vierzig  Minuten,  bis  uns  mit  unseren
"Schachteln" getroffen haben.  Kaum haben wir  die Bewegung  begonnen,
sturzte auf uns das buige Feuer von den oberen Stockwerken ein.
     Die Vormaschine, auf  der ich fuhr, gereit nach  links  ins Schleudern,
hat man uber die Ecke geschlagen. Die Geschwindigkeit  ist  zuerst gefallen,
und dann hat BMP ganz und  gar stehengeblieben. Wie  saßen wir auf dem
Panzer  oben, so fingen  wir an,  mit unflutigem Fluchen zu  schimpfen,  das
Sperrfeuer zu uffnend.
     - Nach dem Kopf  verletzte, Mechaniker, was ist mit Dir,  Donnerwetter,
verduften wir schneller, - heulte ich in die Lukehalsung, dann, schon zu den
neben mir sitzenden Kumpfern wendend, - stellt die Nebelwand!
     - Die Raupenkette ist abgerissen! - fing der Mechaniker an, zu brullen,
aus BMP hinauszuspringend.
     -Donnerwetter,  alle  vom Panzer weg! Vier spannen  die Raupenkette an,
die ubrigen -  in die Verteidigung, zwei Unterluufe zum Kampf, die ubrigen -
die  Machinenpistolen,  die  zweite  Maschine  -  die  Kanone.  Also, Kerle,
beginnen wir, fahren wir!
     Der  Eifer des Kampfs  hat mich  wieder erfaßt. Die Angst ist das
erste Gefuhl, aber weißt Du, - wenn Du sie uberwindest,  fuhlst Du den
Nuchgeschmack des Blutes im Mund, empfindest Du Dich ruhig und gewaltig, die
Sinnesorgane sind versturkt. Du bemerkst alles, das  Gehirn arbeitet wie der
gute Computer,  stellt augenblicklich  die richtigen Beschlusse,  Haufen der
Variationen  und  der  Kombinationen aus.  Augenblicklich  rollte vom Panzer
herab,  Wulzen, und da  bin ich schon hinter  dem Bruchstuck  der Betonwand.
Krampfhaft suche  ich  das Ziel, etwas vorluufig ist nicht  zu  sehen, woher
beschießt man  uns. So, Einatmen - Ausatmen, Einatmen und das langsame
Ausatmen, also - bin  ich fertig,  lassen wir,  die Slawen, spannen  wir das
Auge auf  schwarzen Hintern!  Das Adrenalin toset  wieder  im  Blut, und der
lustige Eifer kocht in mir wieder auf.
     Den  Kumpfern  zweimal  es befehlen  mußte  ich  nicht.  Schnell,
gewandt  haben sie  die  Ringe aus  den Schachteln mit  den Rauchgeneratoren
herausgezogen,  und  unsere  Maschine  hullte  sich  mit   den  vielfarbigen
Rauchschwaden  um. Der  russische  Soldat  ist  vorsorglich  und  auf  jeden
Feuerzufall  nimmt  alles,  was  schlecht  liegt.  Da,  wenn  man  Flughafen
"Nurdlich"  nahm, haben die Kerle die allerleien  Rauche gesammelt. In
der zweiten Maschine, unser Manuver gesehen, haben den Trick mit den Rauchen
wiederholt. Und rechtzeitig, weil die Gespenster, wahrscheinlich verstanden,
daß auf  gut Gluck nicht gelingen  wird,  die  Infanterie  vom  Panzer
abzumuhen, haben begonnen, uns aus RPG zu beschießen.
     Was  ist   das  -  RPG-7?  Der  gewuhnliche   Gewehrgranatwerfer,   das
allerliebste   Spielzeug,  hat  noch  das  Schwesterchen,   heißt  die
"Fliege", sie stellt von  sich das Rohr dar, die ersten Modifikationen
waren ausschiebbar. Beide sind fur die Vernichtung der Panzertechnik und der
Infanterie bestimmt. Wenn sich die Granate mit dem Hindernis trifft (in  der
Regel ist  es die gepanzerten Blutter), so lußt sie augenblicklich den
Feurstrahl von der Nadeldicke heraus, die  das Metall  durchbrennt und innen
des  Panzerobjektes  den  hohen uberdruck  und die lustige  Temperatur  etwa
dreitausend  Grad  schafft.  Naturlich,  beginnt  KS   (der   Kampfsatz)  zu
explodieren.  Solche  schreckliche  Explosion  reißt  bei  den Panzern
Mehrtonnenturme ab und wirft sie auf dreißig Meter weg, reißt in
Fetzen  die  Besatzung,  die  Landetruppen.  Und  wie  viel  Infanterie  ist
umgekommen,  als  die  Kerle so  innerhalb der eisernen  Fallen saßen.
Naturlich,   waren   die  Zufulle,  daß   der  Mechaniker   oder   der
Richtkanonier  mit  weit  geuffneten  Luken saßen, und  warf  sie  die
Explosion   einfach  hinaus,   brach   ein   bißchen,   betuubte   ein
bißchen, aber - sind sie lebend und keine Invaliden.
     Und da haben diese Hurensuhne - die Gespenster -  begonnen, uns aus RPG
zu beschießen, aber weder wir dem Gegner nicht zu sehen waren, noch er
uns.   Man   muß  unterzeichnen,   daß  wir  das  lustige   Bild
darstellten. Umgehullte mit dem schweren, schwarzen Grundrauch, aus dem, wie
die Geiser, stiegen lustig  in den Himmel die vielfarbigen Flugrauche, blau,
rot,  gelb hinauf. Sie  verflochten sich  untereinander,  vermischend,  dann
wieder auseinanderlaufend, des Gegners ablenkend.
     Auf der  zweiten  BMP  hat  die Kanone  zu sprechen angefangen, auf gut
Gluck zur Seite  schießend,  woher  die Salven  aus  den Granatwerfern
erschallt wurden. Und  hier wurde  die  Explosion in  jener Seite erschallt,
woher nach uns das Feuer gefuhrt wurde.  Ob wir getroffen  haben, ob einfach
der Panzerbuchsenschutze im Eifer den Fehler gemacht hat. Die "Fliege"
ist Rohr  wie Rohr, nur fur die vullige Idioten gibt es  die Aufschrift  mit
dem Zeiger "die Richtung des  Schießens". Wer weiß es, was
dort  geschehen hat,  aber  heute war  der Gott auf  unserer Seite.  Gehurt,
daß  das  Schießen  seitens der  Gespenster still  geworden ist,
schrieen  die  Kumpfer froh, hauptsuchlich waren  es unflutiges Fluchen  und
Interjektionen, die, wahrscheinlich, allen Kriegern in der Welt klar sind.
     -Maul  halten! -  schnauzte ich  an.  - Anspannen die  Raupenkette, die
zweite Maschine - auf die Wache.
     Ich bin  aufgestanden und begann vorsichtig die einschlafende Beine und
den Rucken  zu  verreiben, mich  auf  keine Sekunde  entspannend  und  durch
zerstreuenden  Rauch  in  das  Gebuude  aufmerksam  betrachtend,  woher  das
Schießen gefuhrt wurde.
     Nach  dem Winkel des  Feuers zu  urteilen, war es der dritte Stock.  Im
Wirrwarr  des  Kampfs und wegen der Rauche habe ich sogar  vernunftig  nicht
erkannt, woher  nach uns  feuerten. Und  da habe  ich jetzt  durch den Rauch
gesehen, daß auf  dem dritten Stock das  riesige Loch klafft,  von der
Explosion gewendetes, und davon der schwarze Rauch steigt.
     Semjon, der den ganzen Kampf neben mir war, auf die uffnung in der Wand
aufzeigend, hat froh gesagt:
     - Sind gebacken, Hurensuhne! Wiatscheslav Nikolaevich, prufen wir?
     In seinen Augen leuchtete ein solches  Flehen, als ob  dort seine Braut
wartete. Mir selbst juckte in den Fingern.
     - Jetzt, warte,  - habe ich gesagt und, mich zu den Mechaniker wendend,
die  neben dem Panzerwagen  abmuhten,  - lange  noch werden sie  mit  dieser
Raupenkette geschlechtsverkehren?
     -  Jetzt, Genosse  Kapitun, noch  etwa  funf  Minuten, - hat  einen der
Kumpfer  geruchelt, die  Raupenkette  auf  das fuhrende Zahnrad  anzuspannen
helfend.
     - Semjon, Klebestoff, Masur, Amerikaner, Pikasso - mit mir. Die ubrigen
reparieren das Fahrwerk und decken uns. Wenn  wir in eine halbe Stunde nicht
zuruckkehren, gehen sie auf  zwei Quartale nach Norden weg. Dort warten  sie
noch  eine  halbe Stunde,  dann  gehen  sie  in den  Brigadestab.  In meiner
Abwesenheit ist der Vorgesetzte Sergeant Sergeev.  Rufzeichen sind dieselbe.
Ist alles.
     Und schon jenen Kumpfern, die mit mir gehen:
     -  Feindliche Kinder,  gehen wir.  Pikasso  voran,  schließend  -
Klebestoff, Semjon - die rechte Seite, Masur - die linke Seite. Die Granaten
vorzubereiten.
     - Und  ich? - hat einen Laut  von  sich der magere, aber  der  uber den
uußerlichen   Charme   verfugende  Kumpfer  gegeben,   der  die  erste
sportliche  Leistungsklasse  nach dem Bergsteigen hatte  und vom  Amerikaner
dafur benannt war, daß er in  die Armee in den unter die amerikanische
Fahne ausgemalten Shorts einberufen wurde.
     - Und  du wirst nebenan gehen und mit der  Fresse nicht knallen, - habe
ich gutmutig geantwortet. - Gehen wir, reinigen wir die Gespenster.
     Alle  verstanden  ausgezeichnet,  was  bedeutet   "reinigen",  es
bedeutete  nicht  gefangenzunehmen.  "Der  gute Indianer  -  der  tote
Indianer", - das Motto der Konquistadoren paßte bestmuglich zu unserem
Fall. Was  konnte  uns  das  lebende Gespens  geben,  besonders  irgendeiner
Infanterist?  Doch  nichts,  weder  der  Karten,  noch der  Luger, noch  der
Verbindungssysteme, nichts. Und wenn er, Hurensohn, verwundet ist, dann muhe
noch  mit  ihm  ab,  stelle den Schutzenposten aus. Und er kann irgendwelche
Gemeinheit zu machen, die Diversion, zum Beispiel. Ihn zu tauschen wird auch
nicht gelingen. Geben wir ihm  den  Rest, und ihm selbst besser ist - obwohl
zu foltern werden wir nicht.




     Mit  allen Vorsichten sind wir auf den dritten Stock gestiegen. In zwei
benachbarten  Wohnungen  waren  die Feuerstellungen  ausgestattet.  In einer
Wohnung  lag  Panzerbuchsenschutze,  in  anderer  -  zwei Schutzen  mit  den
Kalaschnikov- Maschinengewehren. Aber  auffallendeste  war, daß es die
Buben  von  13-15 Jahre alt waren. Einer  der Schutzen war noch  lebend  und
stuhnte leise, befindend ohne Bewußtsein. Nach den reichlich blutenden
Stummel auf der Stelle des abgerissenen Beines zu urteilen, wird er am Leben
nicht  bleiben.  Das  Geschoß   aus  der  Kanone  ist  ins  Zimmer  zu
Panzerbuchsenschutze getroffen und, offenbar,  hat  sein Lager  zertrummert.
Ich habe um mich noch  einmal geblickt, die gute Stimmung hat sich im Moment
verfluchtigt. Naturlich, sind  es die Gespenster, und  sie schoßen auf
uns, und sie lechzeten nach  unserem Tod,  aber... Aber sie sind die  Buben.
Die  Sache steht  mies.  Ich  habe zur Seite ausgespuckt und  den  stehenden
nebenan Kumpfern befohlen: "Machen ihm den Garaus und dann  kummen sie
den ganzen  Hauseingang durch, vielleicht,  konnte  irgendwer  wegkriechen".
Obwohl zweifelte ich mich daran selbst.
     Es  wurden  die  Feuerstuße  aus  drei  Mpi erschallt  -  Semjon,
Klebestoff und  Pikasso haben nach  dem  kurzen Feuerstß in den wunden
Kurper hinausgelassen. Der Bube hat sich ganz  gebeugt, die Kugeln haben den
Brustkasten zerrissen, jemand  hat  in den Kopf  getroffen - der zerplatzte,
den Fußboden bespritzt...  Ich  sah  diesen Mord ruhig. Dann habe mich
von der Leiche angewendet, nein, habe ich die Verstorbenen doch  nicht gern,
und vielleicht,  ist  es  eine  naturliche  Reaktion des  normalen, gesunden
Organismus?    Wer    weiß.     Habe    die    Scharfschutzenschachtel
"Marlboro" herausgezogen, und die Kumpfer bewirtet.
     -  Ich habe mit der russischen Sprache gesagt: " Durchkummen  den
Hauseingang". Wem ist nicht klar? - habe ich gesagt, die Zigarette auf Lunge
rauchend. Die  Kumpfer, etwas  unter die Nase  gebrummt,  sind gegangen, den
Befehl  zu  erfullen.  Inzwischen  habe  ich angefangen,  die  Verlangen des
Erbrechens zuruckhaltend, mich vom Zigarettenrauch beruuchernd,  die Taschen
der Ermordeten zu betasten.
     Oho!  Anscheinend die Wehrpusse, ja  auch  nicht einer. So,  sehen wir:
Semenov Alexej Pavlovich, Geburtsjahr 1975. Semenov, Semenov, Semenov. Etwas
hat  sich  in  meinem  Geduchtnis  bewegt. Ob  das  jener  Semenov  aus  dem
Pionierbataillon  ist, der nach  dem  Sturm des  Flughafens "Nurdlich"
vermißt  war?  Man  hat  ihn geschickt,  Bickford-Zundschnur  fur  das
Entminen zu bringen, und der Bube verlorengegangen ist. Und ob das er in uns
eben schoß? Ich habe die Gesichter der Gespenster aufmerksam beschaut,
mit der schlechten  Fotografie auf  dem Wehrpaß vergleichend,  habe in
die Wanddurchbrechung  hineingeschaut,  habe  auf  Handgranatenwerfer  einen
Blick geworfen.  Nein,  Gott sei  Dank, nein.  Habe angefangen,  weiter  den
Paß zu bluttern. Scheiße! Unsere Einheit, unser Semenov. Der Tot
hat sie, die Gesindel, gerettet,  sonst wure Ihnen das schonungslose Ableben
bestimmt. Ich spruche sie selbst, fur die Zeit der Kriege am Territorium der
ehemaligen  Union wurde ich gelehrt, die Zungen zu lusen, so doch, daß
lange lebten und keinen Verstand verloren.
     Im  Nu ist  das Bedauern  uber die Buben, uber ihre zugrunde gerichtete
Seelen  vergangen, und nur die Bosheit, die  solche  Bosheit,  daß die
Zuhne zusammengekrampft sind. Wenn es notwendig ist, so werde ich fur meinen
Kumpfer, fur Russen,  viele von  meiner Hand vernichten  und auch werde mein
Leben nicht geschont, um nur ihn, Lummel, nach Hause  lebend und  unversehrt
zuruckzugeben.
     Hier wurden von der Treppe die Schreie meiner Kumpfer erschallt.
     - Genosse Kapitun, Genosse Kapitun, jemanden unseren hat man dort,  auf
dem Dach gefunden! - sich verschluckend, schrie der Amerikaner.
     Ich bin  als Pfeil nach der  Treppe hereingelaufen, und  es  war  keine
Atemnot. Auf dem Dach, angenagelt, wie Jesus, am Kreuz lag unser Kumpfer. In
sein Mund war sein abgeschnittene  Penis  eingestellt. Und sogar  ungeachtet
des gebrochenen Gesichtes, das mit der Schmutzkruste abgedeckt war, habe ich
ihn  nach  der Fotografie erkannt: er, er - Semenov.  Und obwohl sah ich ihn
insgesamt  vielleicht zehnmal, und  sogar  umging  mit ihm nicht, rollte der
Klumpen zur Kehle an, traten die Trunen in die Augen, biß in der Nase.
Ich habe  bemitleidet,  daß ihn  fruher nicht  kannte: meiner  Meinung
nach,  war  er im  allgemeinen  zu unserer Brigade  geradeaus  kurz  vor der
Abfahrt in Tschetschenien aus Abakan zugeordnet.
     -  Sie  haben  ihn zum  Kreuz  angenagelt  und  auf dem Dach  gestellt,
vielleicht, wurde  ihn  von der Explosion umgeworfen, deshalb haben wir  ihn
nicht bemerkt, - fing Pikasso  an, zu erkluren,  aus irgendeinem  Grunde war
ihm peinlich, daß sie nicht sofort den Kerl entdeckt haben.
     -  Das  ist  unser  Soldat,  -  mit  Muhe  den  Klumpen  in  der  Kehle
durchbrechend,  den Schrei  und  unflutiges Fluchen zuruckhaltend, muglichst
ruhiger   habe  ich   gesagt,  -   Semenov   aus  den   Pionieren,   ist  im
"Nurdlich" auf dem Entminen weggekommen. Habe seinen Wehrpaß auf
einem der Schutzen gefunden.
     Die  Kumpfer wurden  wie  vom Strom geschlagen,  sie haben begonnen, um
Semenov her zu hasten, vom Kreuz  vorsichtig abzunehmen, dabei bemuhten  sie
sich,  ihn  nicht  zu  schaden,  behandelten  ihn gleichsam  er lebend  war,
flusterten miteinander, damit ihn nicht wecken, aber die Trunen tropften und
tropften,  sturend zu arbeiten. Ich  habe  mich  angewendet, eine  Schachtel
Zigaretten herausgezogen, gierig auf Lungen geraucht,  weiter nach innen den
Knuuel  hineinzutreibend. Von der Seite habe ich angesehen, wie geht es. Als
Semenov vom Kreuz abgenommen wurde und aus der nebenan umherliegenden Lappen
und Bretter so etwas  wie die Tragbahre  errichtet  war, darauf den Murtyrer
gelegt, habe ich gesagt:
     - Klebestoff, setze  sich in Verbindung mit "Schachteln",  lassen
sie nuher heranfahren, sag,  daß wir "die  Ladung 200" tragen...
Unsere "Ladung 200".
     Ich bin voran  gegangen,  den  Weg prufend.  Die Kumpfer trugen Semenov
vorsichtig  auf  den Tragen,  mit  ihm  wie  mit  den  Verletzten  umgehend.
Schloß die Prozession Klebestoff, mit der  Funkstation und den  Resten
jener Waffen beladen, die wir bei den Gespenster entdeckt haben.
     Aus  dem  Hauseingang  hinausgetreten,  haben wir  den  Kurper  in  die
Abteilung fur die Landetruppen geladen und sind gefahren. Selbst fuhlte ich,
daß  jetzt  Leid jenem  Geist  wird, wer  die  Nase  auf  unserem  Weg
hinauszustrecken versucht. Fur die Bestutigung meiner Gedanken habe ich mich
umgesehen,  und habe  bei  den Kumpfern solche  schrecklichen  leeren  Augen
gesehen, wie auch bei mir, nur innen flammt das  Feuer  der Rache und nichts
mehr -  kein Gedanke, nur die Leere. Das Blut, Blut, Blut will ich, um meine
Wut  auszulassen,  damit unter dem Kolben  der Schudel zerplatzte, unter dem
Schuh die Rippen knirschten. Mit den Knucheln die Arterien zu lochen und  zu
zerreißen, in die Augen vor dem Tod hineinzuschauen  und ihn, sie, sie
zu fragen: "Warum schoß du, das Aas, auf die Russen?"
     Also,  halten   sie  sich,  Hurensuhne,  es  wird  Ihnen  keine  Gnade,
niemandem, weder  den  Alten,  noch den  Kindern,  den  Frauen  - niemandem.
Ermolov und Stalin waren recht - die gegebene Vulkerschaft unterliegt keiner
Umerziehung, nur der Vernichtung.
     BMP  zogen  vorwurts,  als ob  unsere  Stimmung  fuhlend,  die  Motoren
arbeiteten  gleichmußig,   sturungsfrei,  periodisch  uns  mit  fetten
Abblasen   des  nicht  verbrennten  Dieseluls  begießend,  zu  unserem
schwarzen Aussehen einen gewissen putzsuchtigen  Glanz dazugebend. Aber  die
Augen  flammten nicht  aufzuhurend mit dem  wahnsinnigen  Feuer,  die  Rache
fordernd, und war in diesen Moment in der Seele kein Platz fur die Feigheit,
es  war  kein Wunsch, fortzulaufen. Wahrscheinlich, gerade in diesem Zustand
legt sich  der Mensch  auf die  Schießscharte, damit von seinem  Leben
andere zu retten.  Der Wunsch der Rache verwandelt sich in die Sorge fur den
sich   neben  dir   befindenden   Mitbruder,   entsteht   das   Gefuhl   der
Selbstaufopferung fur die anderen.
     Mit einem  Auge auf die umgebende Situation  anzuschielend,  fuhlte ich
mit  der  Haut  die  Bewegung   in  den  Ruinen  der  Huuser.  MPi  auf  die
Ellenbogenbeuge  gelegt, in der Tasche gestubert, habe  ich  die ubrigen bei
dem  toten  Gespenst  mitgenommene  Wehrpusse herausgeholt,  und fing  an zu
lesen. Petrow Andrey Aleksandrovitsch, so - die  Maikoper Brigade. Elisarjew
Jewgeniy Anatoljewitsch- die  Innentruppen  (bei den  Innentruppen  und  der
Grenzsoldaten  sind   die  Truppennummern  vierstellige,  in  der  Armee   -
funfstellige).  Insgesamt  acht Pusse.  Insgesamt  acht Leben. Wo sind  sie,
Kerle? Wahrscheinlich, erfuhrt daruber niemand nie, und wird  die Mutter bis
zum  Ende  ihres Lebens  weinen, es gibt kein Grab des Sohnes,  nirgendwohin
kann man kommen. Furchtbar ist das alles.
     Die Wehrpusse  bis  zum  Ende durchgesehen,  habe ich  mich  uberzeugt,
daß  es  mehr  keine  Kumpfer  aus  unserer  Brigade und  keine  meine
Landsmunner gibt. Die Pusse aufzubewahrt, habe ich meine Kumpfer besehen und
den  Kopf  geschuttelt,  dadurch  sagend,  daß  es  von  Unseren  mehr
niemanden gibt. Sie  haben seine  konzentrierten Gesichter  wieder abgewandt
und  begonnen,  vorbeifliegende  Gegend  der  vor kurzem vergangenen  Kumpfe
aufmerksam anzuschauen.
     Die  zersturten Gebuude,  Huuser, mit  Stumpf  und  Stiel  ausgerottete
Buume. Stellenweise war  die verbrannte, geworfene Technik sichtbar. In  der
Regel, waren  es die  verbrannten  Panzer, mit abgerissenen, auf  viel Meter
zuruckgeworfenen  Turmen, den  zerrissenen Raupenketten. BMP oder  SPW,  bei
denen  Panzer dunner  ist und  sie selbst leichter sind,  wurden  in  Stucke
gerissen, - vieles  hungte davon ab, wohin der  Panzerbuchsenschutze geraten
wird,  und  auch welcher  Kampfsatz sich  innen befindet. Einige  Mechaniker
hatten Gluck, andere - Pech.
     Mit  dem  Schmerz sah ich auf die gefullte Buume,  ich liebe die Natur.
Der Mensch hat eine  Wahl. Er kann sich weigern, hierher zu fahren, sich ins
Gefungnis   fur  die   Fahnenflucht  zu  setzen,   den  "weißen"
Wehrpaß  zu kaufen,  sich  mit der Verstummelung zu  beschuftigen, wer
weiß, worauf der  schlaue Verstand  des  russischen Burgers fuhig ist.
Und die Buume oder die Tiere ist andere  Sache. Sie sind an nichts schuldig.
Sie wurden vom  Mensch nach seiner Laune  oder  dem Bedurfnis gepflanzt, und
andere Menschen sind angekommen und haben sie verstummelt,  zerbrochen,  und
sie  kunnen nichts machen. Weder  Buume noch Tiere  kunnen  nicht entlaufen,
sich  irgendwie  verteidigen.  So  haben viele den Tod  zusammen  mit  ihren
Besitzern auf der Schwelle des eigenen  Hauses angenommen. Wer hat geblieben
- wird sputer aufgegessen, weil nach  einiger Zeit der Hunger begonnen wird.
Schon  mehrfach mußte  man die Leute sehen, die sich mit der  Temulenz
als die Schatten unter  den Ruinen der  Gebuude  herumtreiben. Hauptsuchlich
sind das alte Leute und Durchschnittsaltersfrauen. Alle,  wer  imstande war,
Waffen zu  halten  und mehr  oder  weniger vernunftig zu uberlegen,  sind in
Partisanen weggegangen, an uns zu ruchen. Also gut, wir werden auch an Ihnen
ruchen.  Da  ergibt  sich der  Teufelskreis.  Jeder von  uns kumpft,  seiner
Meinung nach, fur die rechte, heilige Sache.  Jeder betet zu seinen Guttern,
sie  zu  Hilfe rufend,  und  die  Vergeltung fur  den  Tod  seiner  Genossen
fordernd, den Gegner verfluchend. Der Gott verteilt Verluste und Trophuen in
gleiche Teile. Also gut,  werden  wir den Krieg  fuhren.  Freilich,  ist  es
schwer, mit dem ganzen Volk zu kumpfen, ist viel leichter und einfacher  mit
der regelmußigen Armee eines Staates. So lehrte man uns zu kumpfen. Im
reinen Feld hast Du den  Gegner ausgeschlagen, dann die Stadt ergriffen, die
Trophuen gesammelt,  und wieder  ins  reine Feld.  Und  hier  ist es  wie in
Afghanistan - kumpfe Teufel weiß wieviel mit ganzem Volk, aber das ist
kein  Krieg,   gesetzmußig  -  so,   kleine  Polizeioperation  in  der
Wiederherstellung  der konstitutionellen  Ordnung, und was heißt diese
Ordnung,  wußte   und  erfuhrt  niemand.  Gut,  wuhrend  wir  mit  den
Gespenstern einander  in den Kohl zerbruckeln werden, bringt  jemand in  der
Hauptstadt sein Schufchen  ins Trockne. Daran  wirklich habe  ich  mich satt
gesehen. Fur  wen  der  Krieg, und  fur  wen  die eigene  Mutter.  Ob  einen
Huhrensohn  fur  jenes  Blut  ziehen,  daß schon  auf  den  ehemaligen
Unionweiten vergossen wurde. Ich nehme Ostseeleute in die  Rechnung  nicht -
sie  haben  Weichensteller  und  Milizionure  aus  OMON  (Milizaufgebot  der
besonderen  Verwendung), was hat das fur einen  Sinn. Sie  haben außer
Rache  fur ihre  Genossen  nichts  gehabt,  aber  denjenen,  wer leitete und
Anordnungen  auf  die  gegebenen  Aktien  gab,  wure  es gut, im  Nabel  mit
Bajonett-Messer zu stochern, in ausgedehnte  vom Schmerz  und Angst Augen zu
sehen  und  von  ihrem  Schrei  taub  zu  werden,  mit  den weit  geuffneten
Nasenluchern den Geruch ihres  Blutes einzuatmen.  Dies da  ist es  wirklich
lustig, und hier...
     Und hier lebten die Leute  vier  Jahre nach den  Gefungnisgesetzen, wir
selbst haben ihnen Geld zu essen gegeben, mit  den Waffen versorgt, erzogen,
in den  GRU-Lager (Hauptaufklurungsamt)  abgerichtet. Wir wollten, damit sie
statt uns in Ossetia, Abchasiens kumpften, -  angeblich sind wir hier nichts
zu tun. Dann, als sie nicht nutig wurden, mußte man sie tuten, so nein
- hoffte  man den Tschetschenen zu zuhmen, Meerrettich Ihnen ohne Butter, er
hat gegen sie, Moskauer Kerls, umgedreht. Nur  warum da leidet  ganzes  Land
wegen  Ihrer  Beziehungsklurungen,  und  wir  sind  aus  Sibirien  angerannt
gekommen, damit bei  ihnen, Hurensuhne,  Ordnung  zu machen. Uns ist  bis zu
China  nuher,  als  bis  zu  Tschetschenien,  und  noch   wurden  Kerle  aus
Sabaikalskiy-MB    (Militurbezirk),   Dalnevostochniy-MB,   TOF    (Pazifik-
Seestreitkrufte) herangeschleppt, so es ihnen bis zu Japan und Staaten nuher
wird.  Nur  kann  ich  nicht  verstehen,  warum  die  Gespenster  ruhig  die
Erdulraffinerie gelassen  haben, und  uns auch ist  es strengstens verboten,
dort  irgendwelche schwere Ausrustung zu verwenden. Da hat die Luftfahrt die
Wohnquartale  lustig  bombardiert,  aber  den  Bezirk  Staropromyslovsky von
Grosny - nicht.
     Also,   ist   das   irgendeines   Eigentum,   von  jemandem,  wer   dem
Verteidigungsminister uber  den Mund fahren und sagen  kann, damit  er nicht
wagte,  das  zu  verstummeln,  - die  ganze Stadt  kannst  Du  mit der  Erde
gleichstellen,  aber Erdulraffinerie kannst  Du  nicht.  Naturlich, wenn der
russische  Soldat  in   Eifer   geriet,  ist  kompliziert,  ihn   im  Rahmen
festzuhalten, und nicht jeder Gespenst weiß,  daß es darf nicht,
sich dorthin einmischen. Er meint doch naiv, daß  fur  seine  dreckige
Unabhungigkeit  kumpft und verduchtigt nicht, der  Idiot, daß  wir mit
ihm  die  Teilnehmer  irgendwelchen  Beziehungsklurungen   sind,  eigentlich
gewuhnlichen,  freilich  sehr  strengen,  Banditenbeziehungsklurungen,.  Ein
Anfuhrerchen hat entschieden, den Anfuhrer zu betrugen und sein  Geschuft zu
grunden, da hat der Anfuhrer seine Kerls -  die russische Armee - geschickt,
Ordnung  zu  machen.  Und  Anfuhrerchen,  sei  kein  Dummkopf, hat uber  die
Unabhungigkeit gekreischt,  und seine "Bullen" auch gestiegen sind. Da
fingen sie  an, zu  ordnen,  hier  erinnert  sich schon  niemand vernunftig,
weswegen  eingebrockt  wurde.  Kerls ruchen  fureinander,  und die  Anfuhrer
inzwischen machen Geld. Sie nehmen  die  Renten und die Unterstutzungen weg,
sich mit dem Krieg zuzudeckend, und Anfuhrerchen speist die  islamische Welt
mit der billigen religiusen Idee ein. Oh Gott, begnadig und hilf!
     Hier  hat BMP das  heftige  Wenden gemacht,  und mich wurde  vom Panzer
beinahe  hinabgeworfen. Richtig,  der  Idiot, deine Sache ist zu sitzen, und
mit  der  Fresse  nicht  zu knallen,  sonst  wirst Du getutet, oder den Hals
durchgebrochen, von der  Maschine heruntergesturzt.  Die Kommandeure  werden
fur  Dich alles durchgedacht und den  fertigen  Beschluss ausgestellt. Deine
Sache ist  am Leben bleiben und die  Aufgabe  zu erfullen. Alles  ubrige ist
Scheiße.   Da   hat   Andrey  Petrow,  der  ehemalige  Kommandeur  der
Granatwerferbatterie, bei  der  Abfahrt gefordert,  irgendwelche  Prinzipien
habend, damit man ihm zwei Wochen fur  die Vorbereitung seiner  Einheit gab,
es davon motivierend, daß die Kumpfer nur im November einberufen waren
und den MPi in den Hunden nur einmal  hielten  - auf dem  Eid.  Hat man  ihn
entlassen, damit  anderen nuchstes Mal die  Lust vergeht,  hat  man mit  der
Schande,  wie  den Feigling,  den Fahnenfluchtigen  entlassen.  Hat  man den
rotzigen  Leutnant   gestellt  -  den  Zweijuhrigen,  den   Absolventen  des
Institutes. Wo  ist dieser  Leutnant  mit seiner Granatwerferbatterie?  Fast
alle Leute  haben bei dem Sturm des Flughafens seine Leben hingegeben und er
selbst ist  auch  umgekommen.  Da  so.  Wird  man  in  die Armee die Idioten
einberufen,  mit  einigen  quulst   Du  Dich   zwei  Jahre,  mit  anderen  -
funfundzwanzig Jahre.
     Und  wie  sehr  auch   uberzeugten  wir  unsere  Mehrstern-Kommandeure,
daß wir  zum  Krieg weder materiell, noch  technisch fertig sind.  Die
Leute sind physisch nicht fertig. Als  im Dezember das Kommando  eingegangen
war,  auf  die  Staffeln  zu  laden  und  auszufahren,  standen  gerade  die
unheimliche Fruste. Das  Dieselul, wie gewuhnlich  in der Armee ist,  war in
BMP  sommerliches  eingegossen  und  nach  seinem  Zustand mehr  den  Kissel
erinnerte. Da haben sich die Schlaukupfe aus dem Bezirk eben ausgedacht,  in
diesen  "Kissel" das  Petroleum zu ergunzen, damit  jenes  das Diselul
verdunnt hat. Hat  man verdunnt... Eine BMP ist  geradeaus im Park  mit  dem
vollen Kampfsatz  in  die Luft geflogen, niemand  ist  einfach durch  Wunder
verungluckt, und die  zweite bei der  Beladung auf den Bahnsteig, und wieder
war  der  Gott auf unserer Seite. Wie  gewuhnlich  in der Armee, hat man auf
diese Explosionen  den Haufen des Eigentumes und  der Ausrustung  abgebucht,
ganz genau wie bei Suvorov in seinem  "Befreier". Nach  den Dokumenten
ergab sich, daß  sich  in diesen Maschinen  nicht weniger  als funfzig
Schafpelze, funfundzwanzig Gerute des  nuchtlichen Sehens, nicht weniger als
hundert  Filzstiefel  und  der  Tarnanstrichanzuge  befanden.  Als  man  die
Abbuchungsakte  fur die  Behauptung  dem  Vertreter des Korpsstabes gebracht
hat,  hat   jener  gelesen   und  befohlen:  "den  Schafpelz  und  den
Tarnanstrichanzug  zu   mir".   Stelvertreter  nach   dem   Hinterland   des
Brigadekommandeures hat in  der Akte die  "zersturten" Schafpelze  und
Tarnanstrichanzuge  genau  auf Eins erhuht und  zusammen mit gefordertem von
neuem fur den Unterschrift gebracht. Der  General  hat  unterschrieben, ohne
mit der Wimper zu zucken.
     Jetzt ist dieser General hier  zusammen mit uns. Gott sei  Dank,  sturt
nicht, die Brigade zu leiten, nur unterschreibt die Akten auf die  Abbuchung
nach der Position "Kampfverluste".
     Sputer wurden sich meine Gedanken darauf  umgestellt, wie uberzeugender
zu lugen, warum der Scharfschutze  bis zum Brigadestab nicht erlebt hat. Ich
verstand, naturlich, daß niemand  mir  ins Gesicht  mit dem  gerechten
Zorn  atmen  wird, aber nur mit dem  Bedauern,  daß  persunlich  nicht
gelang,  seine Durme auf  eigenen  Ellbogen aufzuwickeln.  Besonders  werden
sich,  naturlich,  Sonderabteilung-Arbeiter  und  Aufklurer  das  zu  Herzen
nehmen. Sowohl einen, als auch anderen gib  nur in die Hunde den Gegner, sie
zwingen  ihn,  zu  sprechen.  Wir kunnen es auch, nur mit  dem  Unterschied,
daß sie  dabei  den Intelligenzhauch bewahren, und  bei uns  ist alles
einfacher, obwohl wir auch schneller als manche die Zungen lusen kunnen. Die
Meisterschaft vertrinkt man nicht.
     In  den  Ruinen  hat  sich  etwas  bewegt  und  in  den Strahlen  schon
untergehender Sonne aufgeblitzt. Das  Gehirn  hat sogar noch nicht  gekonnt,
darauf vernunftig zu  reagieren,  wie  die Hunde den  MPi angelegt haben und
sich der Zeigefinger in  den Abzug festgeklammert, die Lose wuhlend. Und nur
danach  hat das Bewußtsein gearbeitet - ich habe die  Flakschutzen aus
unserer Brigade gesehen, die die  Position auf  den Resten des irgendwelchen
Hauses  ausstatteten. Sie haben  uns auch mit  den MPi-Luufe begegnet,  aber
alle fanden Verstand und Selbstbeherrschung, um das Feuer nicht zu eruffnen.
Um  so  mehr,  als ihre "Schilka" - die selbstfahrende  Flakanlage mit
vier gekoppelten  Rohren - wendete schon  zu unserer Seite. Man brauchte nur
aus  solchem Ungeheuer auf uns feuern  - wurden nur die Spune geflogen.  Gut
ist, daß  wir  einander erkannt haben.  Wir haben etwas  froh  als die
Begrußung einander geschrieen. Also, bis zum Kommandopunkt der Brigade
ist  schon ganz  nahe. Aha, da ist der Springbrunnen aus dem Feuer, der  aus
des durchgeschlagenen Gasleitungsnetzes quellt. Noch etwa  zweihundert Meter
- und sind wir "zu Hause". Man kann schon sich entspannen.
     -  Funker,  -  habe ich  mich  an  Klebestoff gewendet,  -  teile  mit,
daß wir heranfahren, sonst werden sie beginnen zu schießen.
     Klebestoff  hat  etwas  in  die  Ausrustung  geplappert und  sputer mir
genickt als Merkmal dessen, daß auf uns warten. Zu sprechen, und um so
mehr  zu  schreien,  gegen das  Geheul der Motoren und  den Lurm  des Kampfs
anschreiend, der uber der Stadt stand, muchten wir nicht, und doch wurde die
Anwesenheit  des  ermordeten  Kampfgenossen gefuhlt. Jeder  empfand sich aus
irgendeinem   Grunde   schuldig,   daß  jener   umgekommen   ist,  und
andererseits verstand,  daß auf der Stelle dieses Buben auch er liegen
konnte.
     Die  Maschinen  haben  die  Fahrt  herabgesetzt  und  wir, auf  kleiner
Geschwindigkeit  manuvrierend,  haben das improvisierte  Labyrinth  aus  den
Resten  der Wandpaneele, der Bruchstucke des Ziegels durchgefahren. In jeder
Kurve sah  auf  uns durch MPi-Visier der Soldat mit bestaubtem und  deswegen
scheinenden als steinernem Gesicht und ermudeten von der Anstrengung und des
chronischen Schlafmangels roten  Augen. Uns erkannt, senkten  sie die Waffen
und begrußten uns wer von den Lucheln, wer von den Gesten. Ich erriet,
daß   schon   wie   Soldaten,   als   auch   Offizieren   eine   Wette
abschließen  -  ob  ich  den  gefangenen Scharfschutzen mitbringe. Ich
selbst wurde auf die Lieferung nicht stellen. Wir begrußten die Wachen
ebenso ermudet.
     Es  ist noch gut, daß wir  noch  bei Tageslicht angekommen  sind,
sonst hat irgendeiner Schlaukopf im Verteidigungsministerium das neue System
der Parolen erfunden, Cholera ihm in  die  Seite (Idiom). Wenn  fruher alles
klar und  einfach war, so  wirst Du Dir jetzt ohne zehn  Klassen der Bildung
und des Halb-Liters nicht klarwerden. Zum Beispiel, wenn fruher  die  Parole
"Saratow", und die Antwort "Leningrad" war,  so ist es  auch dem
Igel klar. Und jetzt gibt es die Kumpfer, die vernunftig schreiben und lesen
nicht kunnen -  die  Kosten der Perestroika.  Und das  Wesentliche des neuen
Systems ist so, daß auf vierundzwanzig Stunden  die  numerische Parole
eingefuhrt wird, zum Beispiel,  - dreizehn. Und da  schreit der  Posten, die
Silhouette in der  Dunkelheit gesehen: "Stehe!  Die Parole -  sieben!"
Und Du sollst im Kopf aus dreizehn sieben augenblicklich abziehen und in die
Dunkelheit  schreien:  "die  Antwort  - sechs!" Und danach addiert der
Posten im Kopf sieben  mit sechs  und, dreizehn  bekommend, lußt  Dich
vorbei. Aber wenn irgendwer  von ihnen schlecht  rechnet oder seine Gedanken
sich verwirren, so hat der Kumpfer das volle Recht, das Statut des Garnison-
und  Wachdienstes  zu erfullend,  um so  mehr in  der  Kampflage,  Dich ohne
Gericht und Untersuchung zu erschießen,  und kein  Staatsanwalt keinen
Finger ruhrt, damit er ins Gefungnis kam. Der Dummkopf selbst, in der Schule
mußte  man  die Mathematik studieren. Gut  ist, wenn  Du  nicht  stark
gequetscht  oder betuubt  bist, und der Kumpfer eine leichte Auffassungsgabe
hat,  sonst  kommen  solche  "Klugen"  vor, die  die gebrochenen  oder
negativen Zuhle schreien,  da wirst Du  Dich hier an alle Verwandte und Nahe
dieses Kumpfers, und zugleich notgedrungen  den Mittelschulelehrgang  in der
Mathematik erinnern. Dafur aber hat irgendeiner  moskauer Klugscheißer
die Dankbarkeit  bekommen, oder,  vielleicht, Medaille auf die Brust.  Diese
Scheusale kunnen solches ohne Umstunde schaffen.
     Mit   diesen   Gedanken  sind  wir   zum   halbzersturtem  Kindergarten
herangefahren, in dem  der Kommandopunkt  unserer Brigade aufgestellt wurde.
Ich habe  vom BMP  abgesprungen, die  gefrierene, eingeschlafene  Fuße
abzureibend, und auf den  nicht gebogenen  Beinen bin zum Leiter des Stabes,
dem Oberstleutnant  Bilitsch  Alexander Aleksandrovich  gegangen,  oder, wie
alle ihn  in der  Brigade  nannten, San  Sanytsch.  Im  Gehen  habe ich mich
umgedreht und meinen Kumpfern geschrieen:
     - Laden Sie den Helden aus, und sorgfultiger.
     Die Kumpfer haben mit den Kupfen verstundig genickt.
     Bilitsch  San  Sanytsch  war  von   der  Gruße  etwa  ein   Meter
funfundsiebzig.  Die  Haare  sind  nicht  etwa   weiß,  aber  vielmehr
dunkelblond. Er  ist weit in  den Schultern,  in den blauen  Augen sind  die
ewigen  lachenden Funkchen,  oder,  vielleicht, so  schien  es  stundig  der
Umgebung? San Sanytsch  unterschied sich von anderen Offizieren der Brigade,
daß er  im  Leben, von seiner  Natur der  Intellektuelle war.  Anfangs
schien  es allen, daß es fremd und uußerlich ist, aber je lunger
mit  ihm umgehst,  desto  mehr  uberzeugst,  daß es einfach von seiner
Natur  ist.  Am meisten schien es, daß er nicht in  unsere wahnsinnige
Zeit, aber in die  Zeit der Husaren,  der  Bulle,  der Duelle geboren werden
sollte. Sogar  jetzt,  als alles einigermaßen in  Ordnung kam, als wir
gelernt haben, in den studtischen Bedingungen zu kumpfen und begonnen haben,
den Gegner  zu  uberwultigen,  als  der  Krieg  sogar  herdfurmig,  aber den
Stellungscharakter angenommen hat, fand der Oberstleutnant Bilitsch die Zeit
fur kleine Morgengymnastik.
     Morgens, wenn  es gelang, ein  wenig in der Nacht zu schlafen,  krochen
wir aus unseren Ecken im Keller heraus und zitterten von der Kulte, weil der
Winter,  wenn auch sogar im  Suden, sowieso  der Winter ist.  Es gab, in der
Regel, keine Wasser, und die Borsten, die fur einige Tage wuchs, schon nicht
abstand, aber sich dem Gesicht entlang legte. Aber, auf Deinen unmittelbaren
Kommandeur  schauend,  wirst  Du  Dich  unwillkurlich  zusammengenommen  und
findest die Zeit und das Wasser fur die Rasur. Obwohl sich  viele Offiziere,
wer wegen des  Aberglauben, wer wegen  der Faulheit,  rasierten  nicht,  die
Burte und  die Schnurrburte wachsen lassend. Bei einigen sah es  sogar  sehr
befriedigend  aus.  Nur  der  Kommandeur des  Aufklurungszuges der  Leutnant
Hlopov  Roman,  im  Leben die Haut der gebruunten Schattierung  habend, wenn
auch den  Bart wachsen gelassen hat, wurde ganz der Tschetschene. So wuhrend
der  Kumpfe fur den Bahnhof seine Kumpfer haben ihn  beschossen. Sein Gluck,
daß er im Helm  und in der Panzerweste  war, sonst die Verteidiger ihn
tuteten.  Da  ist seit  dieser  Zeit  Hlopov  -  wir nannten  ihn Hlop - zur
Gewohnheit geworden, sich tuglich zu rasieren,  die Bedingungen und die Lage
ungeachtet.
     Etwa  vor  anderthalb  Wochen, als sie  mit  dem Aufklurungsleiter  auf
Flughafen  "Nurdlich"  ins  Hauptquartier des  Befehlshabers  von  den
vereinigten  Armeen durchgebrochen, und auf  dem Ruckweg in einen Hinterhalt
geraten  sind,  haben die  Panzerbuchsenschutzen ihre BMP aus  nuchster Nuhe
erschossen.  Hlop  wurde sofort  getutet,  und  der Aufklurungsleiter  stark
gequetscht,  die Kumpfer krochen mit den Kumpfen zwei Tage zu Unseren durch.
Sie  haben  sowohl halbzerrissenen Hlop  als  auch gequetschten, fast nichts
hurenden und schlecht sehenden Aufklurungsleiter Kapitun Steptschenko Sergej
Stanislavovich gebracht. Wie  die  Kumpfer sputer erzuhlten, warteten sie am
Tage in den Kellern in Sicherheit ab,  und nachts krochen zu uns  durch, auf
den  Feuerstoß sowohl von  Unseren,  als auch von  fremden unversehens
stoßen riskierend. In der Nacht schliefen sie der Reihe nach, manchmal
unter den Kopf den Leichnam von unglucklichen Hlop unterliegend.
     Vielleicht,  nach  der Quetschung, vielleicht,  nach dem  Sitzen in den
Kellern mit der  Leiche, aber wurde etwas nicht in Ordnung mit  dem Kopf bei
Serega Steptschenko. Mit Wodka, Kognak,  Spiritus  ließ man  ihn gegen
die  Quetschung  behandelt, sowohl die  Sehkraft als auch das  Gehur  wurden
allmuhlich wiederhergestellt, aber hult er  die  engen,  geschlossenen Ruume
nicht  aus.  So  wie macht das nichts, sowohl kumpft  er, als auch arbeitet,
aber,  kommt  es vor,  wird er  solchen bluhenden  Unsinn  dahergeredet. Der
Kommandeur   der  Brigade  der  Oberst  Bachel  Alexander  Antonovitsch  hat
befohlen, Steptschenko aus dem Amt zu entfernen und auf ihn achten, damit er
nichts anrichtete. Zu evakuieren war keine Muglichkeit, die Verletzten lagen
in den Erdhutten,  die Hubschrauber  konnten nicht  anfliegen. Die Pflichten
des    Aufklurungsleiters    wurde    zeitweilig    der    Kommandeur    der
Aufklurungskompanie  der  Oberleutnant  Krivoscheev   Stepan  zu   erfullen.
Bilitsch  San Sanytsch  zeigte die Sorge  um Steptschenko, und nicht nur  um
Steptschenko, sondern um  alle,  wer nebenan  war. Er hat veranlassen, damit
man  auf  die   Kumpfer,  die  Steptschenko  und  den  Leichnam   von   Hlop
herangeschleppt  haben,  den  Vorschlag  zum  Titel  der   Helden  Russlands
vorbereitet hatte.  Aber  alle  diesen Papiere wurden vorluufig im fahrbaren
Safe des Stableiters der Brigade bewahrt.
     Bilitsch  erkannte   prinzipiell  weder  physische   Methoden  bei  den
Gespruchen mit  dem Gegner, noch unflutiges  Fluchen bei dem  Umgang mit den
Untergeordneten  an.  Aber  das  interessanteste  ist,  daß  wenn  mit
unflutigem  Fluchen auf jemanden schreist, so wird das alles viel klarer und
deutlicher erfullt. Ich weiß das aus eigener Kenntnis.
     Und  da stand  mir bevor, diesem  intelligenten  Husaren  zu  erkluren,
daß ich den Scharfschutzen aus einem einfachen Grund nicht mitgebracht
habe - bei den Kumpfern  sind die  Nerven nicht ertragen, und sie  haben ihn
auf  dem Panzerrohr  aufgehungt. Mich im Kopf die Phrasen  uberzulegend, die
die  feinen  Seelesaiten von  San  Sanytsch schonten  und  gleichzeitig  den
Bataillonskommandeur mit  Iwan Il'in rechrfertigten, bin ich ins Gebuude des
Stabes gekommen.
     Auf den Weg  trafeb wir den Stellvertreter  im  Hinterland  der Brigade
Klejmenov Arcadiy Nikolaevitsch, uber ihn alle sagten so - nicht umsonst hat
Suvorov ausgesprochen: "einen beliebigen Intendant in  einem Jahr kann
man ohne weiteres  hungen". Auf das wohlgenuhrte Gesicht  und die gute Figur
"des  Stellvertreters   im  Hinterland"  zu  schauend,  verstehst  Du,
daß  der  Generalissimus  recht  hatte,  und  in  seine  Zeiten  wurde
Klejmenov auf dem Gabelbaum  seit langem gebaumelt. Sein persunliches Gepuck
nahm mit jedem Tag zu, ungeachtet der Kumpfe.
     - Und, Slawa, also, wie bist Du gefahren? Hast den Schutze mitgebracht?
     - Leider nicht, Arcadiy Nikolaevitsch,  er ist krepiert. Ist gestorben,
- habe ich die trauervolle Miene gemacht, obwohl  die Augen anderes  sagten,
hat Stellvertreter im Hinterland mich verstanden und das Spiel aufgegriffen.
     -  Wie  ist  er  gestorben? -  hat sich verwundert und,  das  erstaunte
Gesicht gemacht, hat Klejmenov gefragt.
     -  Das  Herz  ist schwach,  - habe  ich geschmunzelt, -  und  war  noch
obendrein verwundet, so daß bis zur Abreise nicht erlebt hat. Und  wie
jetzt das dem San Sanytsch taktvoller zu erkluren. Damit er sich stark nicht
zu Herzen nahm.
     - Er ist jetzt zum Scharfschutzen nicht aufgelegt, und niemand glaubte,
daß Du ihn  mitbringst.  Um so mehr  konnten sie  dort mit  Iluin  ihm
geradeaus  auf  Ort und Stelle  das Harakiri  machen.  Es  ist  nur  schade,
daß du ihn nicht gebracht  hast, hier wurde sich schon  die  Reihe auf
das Gespruch gerichtet, - fletschte die Zuhne Klejmenov.
     - Und  setzte man auf die Lieferung  des  Scharfschutzen?  -  habe  ich
gefragt.
     -Setzte man, aber hauptsuchlich darauf, daß Du nicht mitbringst.
     -  Ja, ich habe den Kumpfer  Semenov  mitgebracht,  er  ist  beim Sturm
"Nurdlich"  weggekommen, meine  Kumpfer laden ihn  jetzt  aus. Und was
gibt es noch Neues?
     - So war Du etwa vier Stunden abwesend. Ach, ja, - wurde die Stimme bei
Arcadiy Nikolaevitsch  finster, - der Stableiter des zweiten Bataillones ist
verwundet.
     Mir schien es, daß sich die Wunde bewegt haben.
     Saschka Pachomenko? - habe ich gefragt.
     - Er. Sie brechen sich zum Hotel "Kaukasus" durch,  und dort gibt
es die Gespenster im  Bezirk, wie Teufel in  der Hulle,  also, die Brust hat
man   getroffen.   Die  urzte   haben  nicht  gekonnt,   einzudringen.   Der
Gesundheitsinstrukteur  hat  ihn  verbindet.  Jetzt  bereiten  wir  aus  den
Aufklurer  die Sturmgruppe vor. Im Schutz der  Dunkelheit versuchen wir, ihn
herauszuziehen, - es war sichtbar,  daß Klejmenov  sehr verstimmt war,
das alles mir erzuhlend.
     Der Kapitun Pachomenko Alexander  Ilitsch war ein Liebling der Brigade.
Er war von riesigem Wuchs und mit der breiten Seele, der Liebhaber Possen zu
reißen. Er  wußte viele  Anekdoten, Geschichten,  Streiche,  war
nicht boshaft. Und das Wesentliche - seine Entgegenkommen und Aufrichtigkeit
wirkten bezaubernd auf Umgebung, beim Umgang  mit ihm zum erstenmal entstand
buchstublich  in  zehn Minuten  die  Empfindung,  daß  Du ihn  von der
Offiziersschulerszeit  kennst.  Und  dabei  war er  kein  Schmarotzer,  kein
Nichtstuer. Er sturzte als erster dorthin, wo es schwer  war,  kam zu  Hilfe
dem Nahen, und  deshalb  sowohl die Offiziere als auch die  Soldaten  in ihm
einen Narren gefressen hatten.  Er konnte  sowohl  in Wort als auch  in  Tat
helfen,  konnte  auch   mit  dem   dreigeschossigen  unflutigen  Fluchen  zu
beschimpfen   -   schimpfte   er   virtuos,   und   konnte  sich   fur   den
Mechaniker-Fahrer auch zu setzen und  BMP zu fuhren, konnte im Motor auf dem
Frost kramen  und gescheit  den Unterricht  durchzufuhren. Mit  einem  Wort,
derselbe  Typ  des  Offizieres,  den  uns die  Massenmedien  eintrichterten.
Hassend den Feind, seine  Gefuhle nicht verbergend, immer  fertig,  zu Hilfe
kommen, ohne Widerrede. Manchmal war er  wirklich zu laut, aber  dazu konnte
man  schnell gewuhnen. Es  ist  so Saschka Pachomenko, der  bat,  damit  ihn
"einfach Ilitsch"  nannten. Es  ist  merkwurdig,  aber  auf dem  Krieg
tauchen  irgendwie  augenblicklich  im  Geduchtnis  seit  langem  vergessene
Kleinigkeiten in  den Beziehungen mit  den Leuten auf.  Und  da liegt  jetzt
dieser Possenreißer  im Keller  des halbzersturten Hauses mit dem Loch
in der Brust. Gott, gib ihm die Krufte.
     -Na gut,  Arcadiy  Nikolaevitsch,  gehe  ich  auf  den  Bericht zu  San
Sanytsch, - mit dem Kopf genickt, bin ich weiter nach dem Korridor gegangen.
     -  Bei ihm sitzt  dort der Vertreter des vereinigten  Kommandos. Bachel
ist in der Ausreise im dritten Bataillon, da ruckt dieser  peinlich sauberer
Mensch zu  Sanytsch den Kopf  zurecht. Wieder, wahrscheinlich, wirft man uns
irgendwohin auf  den Durchbruch, wo sich ubrige Elitetruppen bescheißt
haben. Bei uns  ist es immer so, wie Orden und Medaillen zu bekommen, und in
Moskau  das Parlament zu erschießen  - das  sind die Elitetruppen, und
wie im Winter am Asphalt zu nagen - das ist sibirische "Machra". Dafur
aber  sputer  wird man  uns weggefuhrt, und diese  Fruhgeburte  werden unter
Blitzlichte der  Fotoapparate  den  schunen  Mudchen uber  seine Heldentaten
erzuhlen, - er spuckte aus  und,  mit der Hand  zuwinkend,  ist zum  Ausgang
gegangen.
     Im   Korridor  saßen  Soldaten,   Offiziere,  wer  rauchte,   wer
schlummerte,  sich an  von  den Kugeln und  den Splittern bedeckt  en Wunden
angelehnt, , hin und wieder den Kopf auf den Laut der nahen  Schusse und der
Explosionen hebend.
     Teuer  wurde uns dieser  Kindergarten zugefallen. Dudajev  hat in seine
Zeit  erklurt, daß ihm keine Gelehrten nutig  sind, aber die  Krieger,
deshalb sollten  Jungen  in der Schule drei  Klassen, und Mudchen  nur  eine
Klasse  lernen.  Und da  die  Frauen  zu Hause  sitzen,  so  sind  auch  die
Kindergurten nicht nutig, da ergriffen  die an der Regierung nahen Leute die
Kindergurten fur das Schmiergeld, und wo einfach mit  der Kraft. Und  dieser
auch,  neu ausgerustete  fur die Villa,  gehurte irgendwelchem  Bandit.  Der
Besitzer und seine Wache schlugen sich fur diesen Gurten mit der Wut.
     Ein halber Tag  ruucherten wir die Scheusale aus diesem Gebuude aus und
als wir  endlich hineingesturmt haben, so haben wir uns uberzeugt, daß
er  ganz  gut  lebte:  alles  ist  in  den  Teppichen,  und  nicht  fur  den
Massenbedarf,  aber  der  Handarbeit,  teuere  Mubel,  Kristall,  Porzellan,
Apparatur, die wir nur in der Werbung sahen. Auf  den  Fotografien haben wir
den Besitzer des Hauses und seine  Hausangehurigen  aufmerksam  erkannt. Wie
sehr auch  fehlte es uns an den Frauen, aber niemals sah ich  bei ihnen  die
Schunheiten, weder auf den Fotografien,  noch im Leben. Alle mit den kleinen
Gesichtern, den kleinen uuglein, die Nasen  sind irgendwelche Habichtsnasen,
die Munde sind  klein,  meiner Meinung nach, erinnern  sie allzusehr an  die
Ratten. uber  den Geschmack lußt sich  nicht  streiten, aber,  wie man
sagt,  "es gibt keine unschune  Frauen, es gibt  nur wenig Wodka, aber
ich werde soviel nicht austrinken..."
     Mit diesen Gedanken beschuftigt, bin ich in den im Keller liegende Raum
gegangen,  dort  war  der  Brigadestab ausgestattet.  Die  Soldaten-Zeltbahn
zuruckgeschlagen,  die   den   Eingang   schloß,  habe  ich   die  Tur
gestoßen,  und  sofort wurde  mit Wurme  geweht, im Ecke  flammte  der
heiße kleine  Feldkanonenofen  . Wahrscheinlich, sind  sie nur in  der
Armee  erhalten  geblieben,  und vorluufig die  russische Armee  lebend sein
wird,  solange wird dieser Ofen ihre  Soldaten auf den Kriegsubungen und auf
den Kriegen erwurmen.
     - Genosse Oberstleutnant,  Kapitun  Mironov  ist von der  Erfullung der
Aufgabe  angekommen, - habe  ich  berichtet, auf hebenden  den Kopf  von der
Karte Bilitsch schauend. Neben ihm uber der Karte haben der Oberoffizier des
Stabes   -   mein    Partner,    oder,    wie    wir    einander    nannten,
"Sachenpartner", Major  Ryzhov  Jurij Nikolaevitsch,  und  irgendeiner
unbekannte Major geneigt.
     -   Seit   langem  erwartete   ich   Dich   sehnsuchtig,   Wiatscheslav
Nikolaevitsch. Wie hat man den Scharfschutzen abgeholt? - hat der Stableiter
gefragt , mir in die Augen forschend schauend. - Sonst stritt Dein Freund, -
hat er auf Ryzhov genickt, - auf den Kasten des  Kognaks, daß  Du  ihn
nicht mitbringst.
     - Wenn ich wußte, Alexander Aleksandrovitsch, daß es um den
Kognak geht, so bruchte seinen Kopf immerhin mit. Aber er ist gestorben, der
Hund,   von   den   Wunden   und,   wahrscheinlich,   von   der   herzlichen
Mangelhaftigkeit.  Er war, der Hund, nach  seinen Wurtern, unser  Landsmann,
aus Sibirien.  Auf  dem  Kolben des  Gewehres  gibt  es zweiunddreißig
Einkerbungen, das Visier ist sehr gutes - japanisches.
     - Wo ist das Gewehr? - hat sich Ryzhov interessiert.
     - Habe dem Bataillonskommandeur mit Iluin gelassen, als  werden sie das
ihren Untergeordneten aufzeigen, so werden jene wutend. Und ihnen selbst ist
das befriedigende Einspeisung.
     -  Also gut,  luge  nicht, "Einspeisung". Jetzt  brauchen wir nur
eine Einspeisung -  Luftstreitkrufte  von  der Luft, die ungefuhre Anordnung
des Gegners  und  woher sie,  Hurensuhne,  die  Unterstutzung bekommen. Doch
waren  sie  zum Krieg  nicht  fertig  und  Lager folglich  haben  sie  nicht
bereitgestellt. Weder Waffen, noch Munitionen, noch Lebensmittel.
     Das ist noch  nicht alles, - habe ich Bilitsch  unterbrochen, - bei der
Ruckkehr  waren   wir  beschossen,  haben  den   Gegenkampf  angenommen,  im
Gegenstoß  angegriffen,  den Gegner zersturt  und  auf  der Leiche des
Gespenstes  entdeckt  - da...  -  habe ich den  Wehrpaß des ermordeten
Soldaten Semenov gereicht. - Unser Kumpfer. Semenov ist sein Nachname.
     In der Kehle begann wieder das Globusgefuhl, sturend zu sprechen und zu
atmen. Ich habe  die  Zigaretten herausgezogen,  und  obwohl Bilitsch  nicht
rauchte, entgegnete  er  aber  nicht,  mein  Zustand verstanden. Nachdem ich
mehrmals  auf  Lungen  geraucht  habe  und  habe  gefuhlt, daß  dieses
Globusgefuhl zurucktritt, habe ich fortgesetzt:
     -  Diese Luder folterten ihn wahrscheinlich  lange, dann  haben sie ihm
noch  lebendem  das  Penis  abgeschnitten.  Haben,  wie  Jesus,   zum  Kreuz
angenagelt. Das  Penis haben sie  in den Mund hineingesteckt. Wir haben  ihn
mitgebracht, die Kumpfer, wahrscheinlich, haben ihn schon ausgeladen. Ja, da
noch, - habe ich die ubrigen  Wehrpusse gereicht, - diese  habe ich auch auf
dem Gespenst genommen. Unsere gibt es mehr nicht.
     San Sanytsch  hat  mich  aufmerksam  angehurt,  geradeaus in  die Augen
schauend, dann,  die  gereichten Wehrpusse genommen, hat fließend  sie
durchgesehen,  nur   auf  die  Nummern   der  Truppenteile   beachtend,  hat
geschlossen, vom  Stoß  zusammengelegt  und  dem unbekannten  Offizier
gereicht.
     - ubrigens,  lerne kennen,  -  hat er sich zum Major gewendet,  - Major
Karpov Wiatscheslav  Viktorovitsch, der Vertreter des vereinigten Kommandos,
der  Offizier des  Generalstabes.  Und  es,  -  auf mich  gezeigt, - Kapitun
Mironov, der Oberoffizier des  Stabes, der Abenteuerer, immer zieht  man ihn
in den  Kampf,  er  kann sich nicht entwuhnen,  daß er schon nicht der
Kompaniekommandeur, aber  Stabsoffizier ist, - irgendwie  vuterlich hat mich
San Sanytsch gerugt.
     Vom Erstaunen wurde ich ein wenig  stutzig, da  erwartete ich auf keine
Weise, daß so warm mein Leiter uber mich sagen wird. Ich habe die Hand
gereicht, Major als Antwort hat die Handfluche auch gereicht:
     - Wiatscheslav, - wurde er vorgestellt.
     Also, der  Namensbruder.  Werden wir schauen, was fur ein  Vogel und zu
welchem  Zweck du  hierher angekommen  bist.  Wie es  scheint,  ist  er sehr
großes Tier,  wenn  man zu uns geschickt hat. Kann sein, daß man
uns vor  der tudlichen  Aufgabe gutig stimmen  will, oder anschauen, was fur
Atmosphure im  Kollektiv ist, um sputer den Kommandeur  zu  entlassen. Diese
Moskauer fetten Kater lieben solche Tricks.
     Aufmerksamer habe ich ihn betrachtet, die Fresse  ist bekannt,  aber wo
ich ihn sah, konnte sich  vorluufig nicht erinnern. Gut,  sputer werden  wir
uns klarwerden. Aber daß er  der  Moskauer ist,  um so  mehr  aus  dem
Generalstab,  hat sofort bei  mir, wie bei einem beliebigen Truppenoffizier,
Frontkumpfer, die Antipathie erregt.  Alle  Nute sind von den Moskauern, und
sie alle  sind  Scheißkerle,  Habgierige  und  Knauser.  Dieses  Axiom
wußte ein beliebiger Soldat,  zu schauend, wie  sie  auf die Prufungen
ankamen, und beschuftigten sich mit nichts, außer der Trunksucht.  Und
sputer nahmen die großen ausgiebigen Geschenke  mit. Fruhgeburte,  mit
einem  Wort,   sind  diese   Moskauer.   Wir  befinden  uns  hier  teilweise
seinetwegen. Moskau plante sowohl ersten, als auch diesen Sturm Grosnys. Der
25. November und der  erste Januar werden von den schwarzen Tagen in Annalen
der russischen Armee eingehen.
     Das  alles hat  augenblicklich im Kopf vorubergezogen, solange ich  die
Hand  des Moskauers  schuttelte und von sich  die  uhnlichkeit des  Luchelns
auspreßte.  Ich  denke,  daß  sich  meine  Gedanken  auf  meiner
geruucherten  Fresse  sehr  gut  widergespiegelt  wurden.  Aber  ich  konnte
unmittelbar jetzt  nicht,  in  Anwesenheit  von San Sanytsch,  den ich stark
respektiere, diesen Geck zum Teufel schicken.
     - Wiatscheslav, - als Antwort wurde ich dem Moskauer Geck vorgestellt.
     - Major Karpov,  bringen Sie diese  Wehrpusse in den Hauptquartierstab,
sollen  sie  sich  dort  klarwerden,  wessen  Soldaten  sind  das,  und  die
Verwandten in Kenntnis setzen werden, - hat San Sanytsch  ihm die  Dokumente
gereicht.
     Der Moskauer hat einverstanden mit dem Kopf genickt und,  die Wehrpusse
genommen, sie nicht betrachtend, nicht nachzuhlend, hat sogar  nicht in  die
innere Tasche,  wie  es der normale  Offizier immerhin  aus  der  Achtung zu
Abgestorbenen  gemacht  hutte,  aber  in  die  uußerliche  Tasche  der
Matrosenjacke gesteckt, die auf der Lehne des Stuhles hing.
     Mich  hat  es tuchtig  am  wunden Punkt  getroffen,  mit  dem  schlecht
verborgenen urger in der Stimme habe ich bei diesem Huhrensohn gefragt:
     - Sehr geehrter,  ob du die  Wehrpusse  verlieren wirst,  doch sind die
Leben hinter ihnen?
     Sowohl San Sanytsch als auch Ryzhov, den Zorn in meiner Stimme bemerkt,
haben  auf  diesen  hineingeflogenen  Vogel  wie auf  den Feind  des  Volkes
angeschaut. Jener hat, seinen Fehler wahrscheinlich verstanden, etwas in den
Bart gebrummt und die Dokumente krampfhaft zu sich in die  innere Tasche der
Jacke umgelegt. Dabei hat er, Scheusal, sehr ausdrucksvoll  mich angeschaut,
als wollte mich zu Pulver  zerreiben. Also, also, Bube,  schaue an, ich kann
mit dem  Blick  den  betrunkenen Kumpfer  bundigen,  und dich, geschniegelte
Laffe,  werde ich mit dem Blick  und mit dem MPi auf die Knie  stellen.  Ich
habe den Blick  seiner wusserigen wenig ausdrucksvollen Augen ertragen.  Und
er selbst  sah als Jammerlappen  aus. Von der Gruße irgendwo ein Meter
siebzig, und vielleicht, sogar kleiner,  mager, mit  dem kleinen  Kopf. Ganz
weiß - weiß,  fast der  Albino, nur die  Augen  sind nicht rote,
aber irgendeine farblose. Er machte irgendwie  sofort den  abstoßenden
Eindruck, und noch sein langer Pony, den er  stundig in Ordnung brachte, gab
zu  seinem uußere irgendwelchen  unmerklichen  weiblichen Anfang dazu.
Und vielleicht, ist  er "schwul", hat  im  Kopf ein toller ungezogener
Gedanke vorubergezogen. Der Offizier des  Generalstabes - Schwule.  Da  wird
Bambule entstehen. Und  was, man sagt, in  Moskau ist es jetzt modisch - die
sexuelle  Orientierung zu undern.  Nein,  ich werde mit  ihm  nebenan  nicht
schlafen. Obwohl, aller Wahrscheinlichkeit nach, ist er einfach farblos, wie
der  Fisch,  wie  die  Meduse.  Man  muß  diesem   "Hinterlader"
anbieten, in  irgendeine Muhrenfarbe zu furben, es wird  lustiger sein.  Und
dem Scharfschutzen wird es die Arbeit auch erleichtern.
     Ich habe  mich auf eine  Sekunde Major Karpov vorgestellt, in  die rote
Farbe  gefurbt, und das Lucheln  hat meine Lippen ausgedehnt.  Karpov begann
nervus sich anzusehen - vielleicht, ist etwas bei ihm mit der Kleidung nicht
in Ordnung? uberzeugt, daß mit der Form bei ihm alles in der Norm ist,
und  verstanden, daß ich frech uber ihm lache, hat er als Antwort buse
auf mich angestarrt.
     San  Sanytsch, mein Explosionscharakter  wissend, um die Atmosphure  zu
entspannen, hat gesagt, zu allen Anwesenden wendend:
     - Genug jetzt Runke gegeneinander schmieden, jetzt gehen wir die Leiche
von  Semenov  anzuschauen, machen  die Papiere  auf,  und  Sie, Wiatscheslav
Viktorovitsch, - hat er auf Karpov angeschaut, - mussen ihn in den Flughafen
fur die Befurderung nach Hause bringen.
     Wir zogen uns zum Ausgang. Im Hof standen schon sowohl die Soldaten als
auch die Offiziere. Die Leiche von Semenov war auf die ausbreitete Zeltplane
akkurat  gelegt,  die  Hunde waren  auf  der Brust  zusammengelegt,  auf dem
Handrucken  waren klar die Spuren von den  Nugel sichtbar,  das  Gesicht hat
jemand vom Soldatentaschentuch sorgsam bedeckt. Stehende ringsum, die Mutzen
abgenommen, standen einfach und bewahrten das trauervolle Schweigen, und nur
nach  den gespannten Figuren und den Gesichtern  konnte man vermuten, was in
der Seele  bei jedem gescheht. Das Gluck  des Scharfschutzen, daß  man
ihm dort den Garaus gemacht hat,  sonst lebte  er hier lange noch, zu seinem
Verdruß.
     Bilitsch ist zum Verstorbenen gekommen,  hat  das Tuch gehoben, in  das
schmutzige Gesicht mit der auf  ewig  starren auf  ihm Maske  des Schreckens
angeschaut,  geseufzt und,  umgedreht  zu  stehenden nebenan  Klejmenov, hat
befohlen:
     -  Arcadiy Nikolaevitsch, fertigen  Sie Erkennung  der  Leiche aus  und
bereiten Sie  zur Absendung vor. Der Vertreter des Hauptquartiers nimmt  ihn
mit, wenn fahren wird.
     - Gut, Alexander Aleksandrovitsch, - und schon zu umgebenden  Kumpfern,
- Nehmen  Sie den Helden  und  bringen  ins  Gebuude,  dort ist  wurmer,  da
schnuren  wir zu,  und rufen  Sie  den  Schreiber,  soll  er  die  Akte  der
Erkennung, die Benachrichtigung  vom  Tod und  alles, was  es dort notwendig
ist, vorbereiten.
     Alle haben gleichzeitig begonnen, zu  hasten, sich zu bewegen. Bilitsch
hat gesagt, zu mir, Ryzhov und Moskauer Geck zu wendend:
     - Gehen wir zu Abend essen.
     Ich hatte, naturlich, nichts  dagegen, etwas  zu mir nehmen und hundert
Gramme  zu trinken, aber nicht in der  Gesellschaft dieser farblosen Fresse,
deshalb habe mich huflich abgesagt:
     - Danke, Genosse Oberstleutnant, aber ich sputer, man muß von der
Weg mich sauber  waschen,  den Rapport uber den  Scharfschutzen  und Semenov
vorbereiten, und es gibt viel laufende Geschufte, man muß machen.
     - Wie Du willst, aber um  21.00 sollst  Du zu mir auf den  Bericht, und
der  Brigadekommandeur soll zu dieser  Zeit zuruckkehren,  -  aufmerksam auf
mich schauend, hat San Sanytsch gesagt. Es scheint, hat er verstanden, worin
wahrhafter Grund meiner Absage vom gemeinsamen Abendessen liegt.
     Sie sind in das Gebuude gekommen,  ich habe angeschaut, wie die Kumpfer
auf  der Plane alles in das Gebuude forttrugen, was von Semenov  blieb, habe
gewendet und bin zu meinem Auto gegangen.
     Jeder  Offizier des Stabes hat sein  Auto. Wir mit Jurka Ryzhov  hatten
einen GAS-66 mit Furnierhuuschen. Obwohl viele Offiziere die wenigen Minuten
der Erholung in den  Kellern durchzufuhren vorzogen, liebten  wir mit Ryzhov
unseres  Huuschen.  Es  war  bei uns  auch der  Fahrer  Harin  Paschka,  die
Gruße der Meter siebzig, weit in  den  Knochen, die Fresse breit, fast
immer  luchelnd,  die  uuglein   klein,  dafur   die  Haare  rot,  nach  der
Soldatenmode  der fast abrasierte  Nacken  und  der flatternde Schopf.  Nach
seiner Natur war Paschka Spitzbube, Gauner, Schleicher, aber ich beobachtete
ihn mehrfach im Kampf, er fuhrte oftmals von der Beschießung das  Auto
mit uns zusammen hinaus, und deshalb liebten wir ihn und vertrauten ihm. Und
im friedlichen Leben war dieser Paschka eigenmuchtig, buseste  Verletzer der
Disziplin,  Liebhaber  eins hinter  die  Binde gießen,  Schurzenjuger.
Dort,  woher  wir  kamen,  erwartete  ihn  die  schwangere  Braut.  Bis  zur
Beurlaubung  blieb ihm ein Jahr. Paschka wußte buchstublich alles, was
in der Brigade geschah, die warmen freundschaftlichen Beziehungen mit  allen
Kumpfern des Stabes, des Verbindungszentrums, der  Gaststutte unterstutzend.
Er versorgte uns mit allen Neuigkeiten, einige Sachen erfuhr er  fruher uns,
die Information von den Nachrichtensoldaten bekommend, was uns die Zeit gab,
sich vorzubereiten und bei der Erurterung beim  Kommandeur oder Sanytsch die
gescheiten Antworten  und Vorschluge  zu geben, wuhrend andere die bekommene
Information  nur  noch durchdachten. Das  Kommando  schutzte  uns  fur diese
Ratschlage und achtete,  wie die sachkundigen Offiziere. Naturlich, sind wir
selbst nicht von gestern, aber sturte es auch nicht.
     Zum Auto  gekommen, habe  ich  mit der Befriedigung  bei  mir  gedacht,
daß Paschka  an diesen Tag dazugekommen ist, die Papiersucke mit  Sand
anzufullen und mit ihnen das Auto zu bedecken. Jetzt kann man ruhiger atmen,
und aus dem Rohr uber dem  Eingang wirbelt die Rauchfahne auf, das bedeutet,
daß es Wurme, heiße  Wasser,  trocknen Zigaretten gibt.  Ich bin
zur Tur gekommen und, die nicht uffnend, habe gerufen:
     - Paschka! Wo bist Du?
     - Ich bin hier, Genosse Kapitun. Ich bewache.
     Aus der  Dummerung ist die Figur von Paschka  aufgetaucht, ich habe die
Stelle  angeschaut,  die  er  fur die  Wache gewuhlt hat, und  habe  bei mir
gedacht, daß es gescheit gemacht ist.
     - Also  was, mein unehlicher Sohn,  womit  wirst Du den Vater erfreuen?
Wie benahm Du Dich? - habe ich mich zu Paschka scherzhaft gewendet.
     - Alles ist gut, Wiatscheslav Nikolaevitsch. Da, habe das Auto  mit dem
Sand bedeckt, Eßwaren besorgt.
     Mit den Eßwaren war das  Problem, so wie auch mit den  Matratzen,
der  Leibwusche,  der  Bekleidung.  Ruckwurtige  Kolonnen   sind   noch  auf
"Nurdlich"   zuruckgeblieben,  hatte  keinen  Sinn,   sie   unter  den
zahlreichen  Beschießungen   zu  schleppen.  Nur   fuhrten   uns   die
gießende  Soldaten  mit der  Wache  unter den  Beschießungen den
Brennstoff fur Autos  und Dieselstromaggregate zu. Naturlich,  war immer bei
jedem  Soldaten,  Offizier  in  jedem  Auto,  BMP,  Panzer   der  Vorrat  an
Schmorfleisch,  konservierten  Grutzen  mit dem  Fleisch, aber  ist  es denn
Essen?  So, der direkte Weg zum Magengeschwur.  Deshalb  beschuftigten  sich
alle ausnahmslos stundig mit der Beschaffung des Lebensunterhaltes fur sich.
     Da  waren  beim  Sturm dieses  netten ehemaligen  Kindergartens  in den
Kellern die auskummlichen  Vorrute der  Lebensmittel  und der  alkoholischen
Getrunke entdeckt. Vieles haben wir schon aufgegessen und ausgetrunken, aber
wir  wußten  auch,  wer  am  meisten  Lebensmittel  und  alkoholischen
Getrunke zusammengeschaufelt hat,  und, mal den  persunlichen Reiz, mal  die
Gewandtheit  und  die  Frechheit  von  Paschka  benutzend,  entkulakisierten
periodisch die Nachrichtensoldaten.
     -  Suhnchen,  - zu  Paschka wendend  und in Huuschen kletternd,  -  mit
welchen  mannigfaltigen  Delikatessen  und uberseeischen  Likuren  wirst  Du
Deinen alten, kranken Vater erfreuen?
     -   Der  hollundische  Schinken,  das  geruucherte  Hammelfleisch,  die
Sardinen,  meiner Meinung nach,  franzusische,  und zwei  Fluschchen Kognak,
laut dem Etikett auch franzusische, - berichtete er.
     - Gibt es heißes Wasser? - habe ich  mich  interessiert, von mich
Waffen, Matrosenjacke und ubrige Ausrustung ausgezogen.
     - Gibt es, der volle Teekessel, - hat Paschka berichtet, die MPi hinter
den Rucken werfend.
     - Gehen wir, wirst Du  begießen, und dann zu  Abend essen,  - ich
bin schon  dazugekommen,  die Wurme in Huuschen zu  genießen und jetzt
habe mit der großen Unlust einen Schritt in den Dummerungsfrost getan,
um so mehr, daß man mich ausziehen mußte.
     Ich habe begonnen,  mich lange und  fleißig  zu  waschen, wie der
Kater zu fauchend, und den zugenagelten  die Nasenlucher und den Mund  Staub
auszuspuckend. Es war noch kein Badehaus, und deshalb haben wir im Flughafen
die   erfrischenden   Servietten   und   irgendwelches   billige   polnische
Kulnischwasser  mitgenommen   und,  periodisch  splitternackt  auszuziehend,
rieben  uns mit  ihnen ab.  Die  Unterwusche warfen  wir einfach  weg,  neue
anziehend.
     Wuhrend ich mich von neuem bekleidete,  in  Huuschen zuruckgekehrt, und
putzte  die MPi  mit  den Lumpen,  hat  Paschka den  Schinken und  stinkende
geruucherte Hammelrippchen  geschnitten,  Buchse der  Sardinen  geuffnet. Im
Zentrum  des  Tisches  hat  er  die  ungeuffnete  Flasche  Kognaks  mit  der
Aufschrift "Henessi"  aufgerichtet. Ich  habe die Flasche geuffnet und
am  Inhalt  gerochen,  es  duftete  befriedigend.  Habe  nach  Plastikbecher
eingeschenkt. Mich mehr, dem Paschka weniger. Habe das Glas gehoben, auf das
Licht gesehen,  geschuttelt,  noch einmal gerochen,  das Geruchs  gefiel mir
bestimmt.
     - Also, Pavel, fur den Erfolg.
     Anzustoßend, haben wir ausgetrunken.
     - Wiatscheslav  Nikolaevitsch,  und warum haben  Sie den Scharfschutzen
nicht mitgenommen?
     - Weißt Du selbst, wahrscheinlich. Sind schon Klebestoff, Semjon,
Amerikaner, und andere dazugekommen, zu erzuhlen?  Er ist von der herzlichen
Mangelhaftigkeit und  von  den bekommenen Wunden  gestorben, und ubriges ist
fur Dich zu hoch.  Erzuhle,  welche Neuigkeiten. Ist  der  Krieg  noch nicht
beendet?
     - Ni-i-icht, - hat Paschka gedehnt gesagt, - ist nicht beendet, aber es
ist  der  Befehl   da  gegeben,  die  Einnahme  Hotels  "Kaukasus"  zu
forcieren. Verspricht  man mit der  Luftfahrt  zu  unterstutzen. Und  sputer
wirft man ganze Brigade, den Platz Minutka mit dem Dudaev-Palast zu sturmen.
     - Da fallen wir dort, weil mit einer Brigade solchen Komplex zu sturmen
Selbstmord ist. Was noch?
     - Im zweiten  Bataillon ist der Stableiter verwundet.  Und  sitzt  dort
zusammen mit ihnen der Sunger Schevtschuk aus "DDT". Haben Sie daruber
gehurt?










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     © Copyright Wiatscheslav Mironov
     © Copyright translation "Volodko Paul" (wp_1982(a)aon.at)
     Email: vova@dux.ru
     Date: 19 Sep 2003

     Russ
     English version
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     Vjatscheslav Mironov -  wurde 1966  in  Kemerovo, in der Familie  eines
Militurangehurigen  geboren.   Er   wollte   sich   an  dem  „Marijski
Politechnisches  Institut"  bewerben,   beendete  aber  die  „Kemerovo
Militurkommandantenschule der Nachrichtentruppen". Seinen Dienst leistete er
in  Kischinev,  Kemerovo,  Novosibirsk,  momentan  dient  er (nicht  in  den
Streitkruften) in  Krasnojarsk.  Er  war in  verschiedenen  Dienstgraden  im
Einsatz in Baku, Zhinvali,  Kutaisi, Pridnestrovje,  Tschetschenien. Mironov
war   zweimal  verwundet,   hatte  unzuhlige   Kontusionen  (vorubergehender
Gehurverlust). Er  ist verheiratet, erzieht  einen Sohn. Zuhause hat er zwei
Hunde. Studiert an dem „Sibirischen Juristischen Institut".

     In diesem Buch  spielen sich die Ereignisse im Januar 1995 in der Stadt
Grozny  ab.  Der  Verfasser  war  unmittelbarer  Zeuge  und  Teilnehmer  der
beschriebenen Geschehnisse.















































     Ich  renne. Die Lungen explodieren. Das Atmen hat mich  fertig gemacht.
Man ist gezwungen zick-zack zu laufen, oder wie man bei uns  in der  Brigade
sagt, „Schraubenartig".
     Gott, hilf mir... Hilf.  Hilf mir dieses wahnsinnige Tempo auszuhalten.
Es  reicht, wenn ich hier raus komme, gebe ich  das Rauchen auf. Zink, zink.
Ein Heckenschutze? Ich wirf mich auf den Boden  und krieche, krieche aus der
Schusszone.
     Ich bleibe liegen und denke, dass ich noch mal Gluck gehabt habe - kein
Heckenschutze, nur eine „verirrte Kugel".
     So,  einwenig   zu  Atem   kommen,  orientieren  und   vorwurts  -  den
Kommandopunkt des ersten Bataillons der eigenen Brigade suchen. Nur ein paar
Stunden  zuvor  kam  von  dort  ein   Bericht   daruber,   dass   sie  einen
Heckenschutzen gefangen genommen haben. Aus dem Bericht geht hervor, dass er
Russe sei, nach seinen eigenen Angaben, sogar aus  Novosibirsk. Scheiß
Landsmann. Gemeinsam  mit den  Aufklurern, auf zwei  BMPus (Schutzenpanzer),
brach  ich  auf,  um  den  Gefangenen  zu  holen,  mein  Partner  blieb   im
Hauptquartier der Brigade.
     Beim  Annuhern an  den Bahnhof  trafen wir  immer ufter auf verbrannte,
verstummelte Technik (Fahrzeuge, Panzer)  und  viele  Leichen.  Die  Leichen
unserer Bruder-Slawen, - das ist alles was von der Majkopskaja Brigade ubrig
geblieben  ist,  die  die  Duhi  (russ.  Geister  -  Tschetschenen)  in  der
Silvesternacht 94-95 erschossen,  verbrennt  haben.  Oh Gott, hilf mir  hier
rauszukommen... Man erzuhlte, als das erste Bataillon die „Teufel" aus
dem Bahnhofsgebuude rausschlug, einer der Soldaten,  nachdem er die Umgebung
genau angeschaut  hat, anfing  wie ein Wolf  zu heulen. Und  seitdem hielten
alle  Abstand von  ihm  - ein  Wahnsinniger. Geht  nach  vorne, wie verhext,
nichts  furchtet er  und nichts jagt  ihm Angst ein. Und solche verzweifelte
gibt es in  jeder Truppenabteilung - auch  bei  uns,  und bei dem Feind.  Ah
Russland, was machst  du den mit deinen Suhnen?! Man wollte den  Burschen in
ein Krankenhaus schicken, aber wie den - nicht mal die Verletzten kunnen wir
rausfuhren,  und  dieser  ist  zwar  verruckt,  aber  der  kumpft.  Auf  dem
„Festland" kann er ganz den Verstand verlieren.
     Gerade  mal  ein  paar  Huuserblocks weiter gerieten  wir  unter  einen
wahnsinnigen Beschuss.  Die Duhi schossen von oben, das  Feuer war heftig  -
ca. 20 Gewuhre - aber  unkoordiniert. Wir mussten den BMP  stehen lassen und
mit ein paar  Soldaten zu Fuß zu  unseren Stellungen  vorrucken.  Gut,
dass die  Leute einwenig erfahrener geworden sind, haben sich etwas gewuhnt.
Am Anfang war es so, dass man wie dieser Soldat, wie ein Wolf heulen musste.
Die  Soldaten  sind  noch unerfahren, einige  kriechen nach vorne,  und  die
anderen muss man mit Arschtritten  und  Geschrei aus den Schutzengruben  und
den  Fahrzeugen  herausprugeln.  Ich  selbst, na  gut,  hab  Baku,  Kutaisi,
Zhinvali,  Pridnestrovje  hinter mir, und jetzt noch dieses  Tschetschenien.
Schau ma mal,  nur aus dieser Hulle herauskommen. Nur  unversehrt.  Wenn ich
ein Kruppel  werden  sollte, dann  habe ich  ein  nettes Spielzeug in meiner
Tasche  -  eine  Granate  RDG-5. Fur mich  wird's reichen.  Hab  schon genug
gesehen  wie die verkruppelten Helden der vergangenen Kriege zu Friedenszeit
leben, die die Befehle des  Vaterlandes,  der Partei, der Regierung und  was
weis  ich  noch  wessen  ausfuhrten, fur  die  „Wiederherstellung  der
Verfassungsordnung" in sumtlichen Gebieten  der ehemaligen Union.  Und jetzt
wieder einmal zersturen wir  unsere,  russische Erde auf den geheimen Befehl
von Irgendjemanden...
     Das alles blitzte in sekundenschnelle im Kopf auf. Umgeschaut - druben,
nicht weit haben sich  meine  Kumpfer verschanzt, schauen herum. Die Fressen
sind  schwarz,  nur  die  Augen  und  die  Zuhne  leuchten.  Ich selber  bin
wahrscheinlich  auch nicht  besser. Ich  zeige  dem  einen mit dem Kopf, den
anderen  mit der Hand die Bewegungsrichtung  - vorwurts, vorwurts zick-zack,
„Schraubenartig", rollen. In der Winterjacke kommt man nicht sehr weit
mit dem Rollen. Der Schweiß uberschwummt die  Augen, von  den Kleidern
steigt Dampf auf, im Mund der Blutgeschmack, in den Schlufen donnert es. Man
hat  Adrenalin im Blut  bis zum  umfallen. Wir sprinten  auf kurze Distanzen
uber zerbrochene  Ziegeln, Beton, Glas, versuchen offene Stellen der Strasse
zu meiden. Sind bisher noch am Leben, Gott sei dank.
     Zink, zink! Verdammte  Scheiße, wirklich  ein Heckenschutze?  Wir
schlupfen in einen naheliegenden Keller. Die Granaten sind bereit - was oder
wer erwartet uns dort?  Ein paar Leichen. Der Uniform nach  sindus  unsere -
Slawen. Mit einem Kopfnicken zeige ich das einer aus dem  Fenster beobachten
soll,  selber  stelle  mich  beim Eingang hin. Der zweite Soldat  kniet uber
einen  der  Getuteten nieder,  nimmt  seine Papiere, reißt  ihm  seine
Erkennungsmarke vom Hals.  Das selbe macht  er mit dem zweiten. Den Burschen
ist es schon egal,  aber die Familien  mussen unbedingt verstundigt  werden.
Ansonsten werden  diese  „Klugscheißer" von  der Regierung ihnen
keine  Pension zahlen,  mit der Begrundung,  dass die Soldaten  verschollen,
oder gar zum Feind ubergelaufen sind.
     - Und hast du die Papiere? - frage ich.
     - Habus, - antwortet Gefreiter Semenov, auch als „Semen" bekannt.
- Wie werden wir weiter gehen?
     -  Jetzt  uber den Keller kommen  wir auf die andere Straße, dort
ist schon das erste Bataillon. Haben wir  Verbindung zu  ihnen?  - frage ich
den Funker, Gefreiter Harlamov. Spitzname „Kleber". Riesige  Hunde hat
der,  schauen  aus den urmeln heraus,  wenn  man  ihn zum ersten mal  sieht,
glaubt man  das diese  Hunde einem  Gorilla rausgerissen und  einem Menschen
angenuht wurden. Aber  warum er den Spitznamen „Kleber"  bekommen hat,
weis niemand mehr.
     Unsere Soldaten  sind  alle aus  Sibirien. Und alle gemeinsam  sind wir
„MACHRA", vom  Wort Machorka (selbstgezuchtetes, billiges  Tabak). Nur
in den  Buchern  uber den zweiten Weltkrieg und in den Filmen nennt  man die
Infanterie „die Kunigin der Felder", im wirklichen Leben nennt man sie
-  „MACHRA". Und ein  einzelner Infanterist ist ein „MACHOR". So
istus.
     -  Und nimm  Verbindung mit den „Schachteln" (Panzer) auf, -  das
sind unsere BMPus die wir in der Nuhe  des Bahnhofs  gelassen haben, - frag,
wie es bei ihnen steht.
     „Kleber" ging vom  Fenster weg und fing  an  in das  Funkgerut zu
nuscheln,  zuerst  mit  der  Kommandozentrale  des  ersten  Bataillons   und
anschließend mit unseren BMP`s.
     - Alles klar,  Herr Hauptmann  - berichtet der  Funker. - „Hugel"
wartet  auf uns, die „Schachteln" wurden beschossen, sie haben sich um
ein Huuserblock zuruckgezogen.
     - Gut, gehen wir,  sonst  erfrieren wir noch, - huste ich. Endlich atme
ich wieder  normal,  ich  spuke einen  gelb-grunen Schleim  auf  den Boden -
Folgen  des  jahrelangen  Rauchens. -  Ah,  sagte  doch  die  Mama  zu  mir:
„lern Englisch".
     -  Und  zu  mir  sagte  sie:  „Du  sollst  nicht  in den  Brunnen
herumkriechen", - meldet auch der Semen.

     Nachdem  wir  aus  dem  Fenster  auf  der  anderen  Seite   des  Hauses
rausschauten  und  keine Spuren  der  Anwesenheit  des  Gegners  entdeckten,
rannten wir, fast vierfach  geduckt, in kurzen  Sprinten  richtung  Bahnhof.
uber  der   Stadt   donnern   die   Flieger,   lassen   Bomben  fallen   und
beschießen aus unerreichbarer Huhe Positionen von Irgendwem. Hier gibt
es keine einzige  Frontlinie. Die Gefechte  werden stellenweise gefuhrt, und
manchmal sieht es  wie ein Blutterteigkuchen  aus: Duhi, unsere, wieder duhi
usw. Kurzgesagt  - ein Irrenhaus, Zusammenarbeit  gibt es so  gut wie keine.
Besonders  schwierig ist  es mit den  Streitkruften des Innenministeriums zu
arbeiten.  Eigentlich ist es ihre Operation,  uns  wir - machra - machen fur
sie  die ganze Arbeit. Nicht selten passiert es das wir gleichzeitig ein und
dasselbe Objekt sturmen, nichts  von  einander wissend.  Manchmal leiten wir
die Flieger und  die Artillerie  auf sie, und sie auf uns. In der Dunkelheit
fangen wir miteinander Gefechte an, nehmen eigene Soldaten gefangen.
     Und jetzt wiedereinmal gehen  wir  richtung Bahnhof, wo fast  die ganze
Majkopskaja Brigade verreckt  ist.  Verschwand  in  der Silvesternacht, ohne
vorher die Zugunge,  die  Zusammensetzung  und die  Anzahl der Duhi genau zu
erkundigen. Als die Majkopzi  nach dem Gefecht  sicht zu entspannen anfingen
und einzuschlafen begannen  - kein Wunder, mehr als  eine Woche kein Schlaf,
die Soldaten hielten sich nur dank Wodka und Adrenalin wach - kamen die Duhi
ganz nah und erschossen sie aus kurzer Distanz. Alles wie beim Chapajev, der
die  Wachposten  zu  postieren  vergessen  hat. Und hier sind  die Wachleute
eingeschlafen, so schlitzte man sie leise auf. Es brannte alles  was brennen
konnte. Von  dem rausgeschuttetem Treibstoff brannte die Erde, der  Asphalt,
die Huuserwunde.  Die  Menschen rannten in diesem Hullenfeuer  umher: einige
schossen zuruck, manche  halfen  den Verwundeten,  manche haben  sich selbst
erschossen,  um nur nicht in  die Hunde der Duhi zu geraten,  manche rannten
davon -  man darf  sie nicht deswegen verurteilen. Und  wie huttest du dich,
Leser, in dieser Hulle verhalten? Weist es nicht? Na also, und deswegen hast
du kein Recht uber sie zu urteilen.
     Niemand weis  wie sie starben. Der Kommandeur  der Brigade  hatte beide
Beine mehrmals gebrochen, und gab bis zum Schluss Befehle, obwohl er sich in
ein  sicheres  Gebiet zuruckziehen  konnte.  Gott, bewahre  ihre Seelen  und
unsere Leben...
     Als  unsere   Brigade,  mit  schwuren   Gefechten,  zu   den   Majkopzi
durchgedrungen  ist,  mussten  sich  die  Panzer  durch  Haufen  von Leichen
durchbrechen, durch die Leichen unserer Bruder-Slawen... Und wenn du siehst,
wie die Ketten der Panzer und der BMPus die Leibe zerbrechen,  zermalen, die
Eingeweide auf  die Ruder aufrollen, die Eingeweide  jener, die genauso sind
wie du; wenn mit einem Knirschen  ein  Kopf unter der Panzerkette zerplatzt,
und  alles  herum  furbt  sich  mit  einer  grau-roten  Hirnmasse,  -  einer
Hirnmasse,  eines   vielleicht  nicht  zustandegekommenen   Genies,  Poeten,
Wissenschaftlers oder einfach eines guten  Kerls,  Vaters,  Bruders, Sohnes,
Freundes,  der nicht feige war, nicht  davongerannt  ist, sondern in  dieses
verschissene Tschetschenien fuhr, der vielleicht  bis zum Schluss nicht ganz
begriffen hat  was  uberhaupt  passiert  ist;  wenn die  Stiefel  auf  einer
blutigen   Masse  ausrutschen  -  dann   ist  das  wichtigste   uber  nichts
nachzudenken,  sich nur auf  eins zu konzentrieren: vorwurts und  uberleben,
vorwurts und uberleben, die Leute heil zuruckbringen, weil  die Soldaten die
du  verlierst  in  deinem  Schlaf  wiederkommen werden.  Und  dann  wirst du
Beerdigungsbriefe und Leichenidentifikationsberichte schreiben mussen.
     Dem schlimmsten  Feind wunsche  ich so eine  Arbeit nicht.  Lieber,  in
einer Attacke  ersaufen, mit herausdruckenden Augen, mit dem lieben AKS  von
links nach rechts herumballern, als in einem Feldbunker diese  schrecklichen
Dokumente zu schreiben. Wozu alle diese Kriege? Aber, ehrlich gesagt, keiner
von uns hat bis zum Ende begriffen was hier geschieht und was  hier geschah.
Es gibt  nur  ein  Ziel  -  uberleben  und  die Aufgabe  ausfuhren, mit  den
minimalen Verlusten. Wenn du es nicht ausfuhrst -  schicken die  andere her,
die vielleicht wegen deiner Unfuhigkeit, Feigheit, deines Wunsches Nachhause
zuruckzukehren,  unter  dem  Maschienengewehrfeuer zusammenbrechen, von  den
Granaten-   und   Minensplittern   auseinandergerissen    werden   oder   in
Gefangenschaft geraten. Und alles wegen dir. Ein ungutes Gefuhl eine solchen
Verantwortung zu tragen? Find ich auch.

     „Kleber"   bemerkte   eine   Bewegung   in  dem   Fenster   eines
funfstuckigen Hauses,  das an den  Bahnhofsplatz anschloss,  und konnte noch
herausschreien:   „DUHI!!"   bevor  er   wegrollte.  Ich   und   Semen
verschanzten uns hinter  einem Betonhaufen. „Kleber"  fing  an, hinter
der Ecke auf  das  Fenster  zu  ballern, und wir  machten wie  verruckt  die
Granatenwerfer zum schießen bereit.
     Ah, was fur ein wunderbares Stuckchen  dieser Granatenwerfer  ist, auch
liebevoll „podstvoljnik" oder „podstvoljnitschek" genannt. Wiegt
aber nicht wenig - ca. 500g. Er  wird  unter  dem Gewehr befestigt. Man kann
direkt oder unter einem Winkel  feuern. Er Stellt ein kleines Rohr mit einem
Abzug  und einer Sicherung dar. Es gibt auch  ein Visier, aber in den ersten
Tagen  der Kumpfe, haben wir  uns so  antrainiert,  dass  wir  auch ohne ihn
auskommen. Aus dem Granatenwerfer, Marke GP-25, kann man eine Granate in ein
beliebiges  Fenster  reinwerfen,   oder  wenn   nutig   uber  jedes  Gebuude
druberschmeißen. Geradeaus schießt er  auf ca. 400m  Entfernung,
Splitterradius  - 14m.  Toll! Wie viele Leben der schon  in Grozny  gerettet
hat, kann man nicht  mehr nachzuhlen. Wie soll man in einem rasanten Gefecht
die  Hecken-  und  die  Scharfschutzen  aus  den obersten Stockwerken  eines
Gebuudes  in  der  Stadt  rausschlagen? Keine  Ahnung. Bis du  die  Flieger,
Artillerie  erreichst,  bis  du   dich  zuruckziehst,  oder   bis  du  deine
„Schachteln" geholt hast, die ubrigens  von den Grenadieren  verbrannt
werden  kunnen... Aber so hat jeder Soldat einen eigenen Granatenwerfer, und
ruuchert  den  Gegner  allein aus. Es gibt noch einen unbestrittenen Vorteil
der  Granaten  der  Granatenwerfer,  und  der  wure:  sie  explodieren  beim
Aufprall.  In  einem  Huuserkampf,  wenn  sich  der  Gegner  in  den  oberen
Stockwerken befindet, schmeißt man  eine gewuhnliche  Handgranate hin,
die aber, nachdem du  den  Ring rausgezogen  hast, eine Verzugerung  von 3-4
Sekunden hat. Du ziehst den Ring raus, schmeißt sie nach oben, und die
scheiß Granate  schlugt irgendwo auf  und  fliegt zu dir  zuruck. Erst
sputer, am 15-17 Junner, brachte man uns  die „Berg"- oder wie wir sie
nannten „AfganGranaten". Dieses Teil explodiert nur dann, wenn es  auf
etwas  hartes  aufschlugt.  Und noch  vor  dem,  ist  jemand auf  eine  Idee
draufgekommen:  wenn man  eine  Granate  von  dem  Granatenwerfer  gegen die
Stiefelsohle aufschlagt, wird die Granate  scharf - und  dann schmeißt
man die Kleine weit weg. Und  wenn sie auf einen Wiederstand aufstußt,
explodiert sie und luscht alles Leben in der Umgebung aus.
     So fingen wir mit dem Semen an  die Granaten  mit dem Granatenwerfer in
das Fenster zu schießen, in dem „Kleber" eine Bewegung bemerkte.
Semen schaffte es  beim  ersten Versuch, ich beim zweiten. Die  erste, Hure,
prallte  gegen die Mauer  und explodierte. Ein Teil der Wand fiel runter und
wirbelte eine riesige Staubwolke auf.
     Wir nutzten dies und uberquerten zu  dritt, auf  das Haus blickend, die
offene Stelle. Laufend und  Kriechend schafften  wir  es, nach zwei Huusern,
endlich bis zu den Eigenen.
     Diese Vollidioten  haben uns  vor Schreck fast niedergeschossen, da sie
uns am Anfang fur die Duhi hielten.
     Sie  begleiteten  uns  bis  zur  Kommandostelle,  wo  wir   den  Kombat
(Kommandeur eines Bataillons) fanden.

     Ein harter Hund ist der Kombat. Besonders groß ist er nicht, aber
als Kommandeur,  als Mensch - eine Gruße. Na ja,  was soll man  sagen,
unsere Brigade hatte echtes Gluck mit den Kommandeuren. Ich werde nicht lang
die  guten und die  schlechten  Seiten jedes einzelnen  beschreiben, sag nur
eins - echte Munner. Der  gedient, gekumpft hat, der wird  verstehen was das
bedeutet.
     Der Kommandopunkt des ersten  Bataillons befand  sich in dem Keller des
Bahnhofes.  Als wir hereinkamen, beschimpfte  der Kombat  jemanden  uber das
Feldtelefon.
     -  Teufel  noch mal,  wo willst du  hin,  du Idiot!  Sie  locken  dich,
Trottel,  heraus und du, mit deinen „Muchtegernkumpfern", rennst ihnen
entgegen. Fuhr eine Suuberung durch,  alles rund um dich, mach sauber! Sodas
es  keinen  einzigen Duh  in  deiner  Zustundigkeitszone gibt!  - schrie der
Kombat in den Hurer. - Die „Schachteln" ziehst  du zuruck,  die machra
soll arbeiten! Selber  bleibst du  auf  dem Beobachtungsposten  und  schaust
nicht mal raus!
     Er schmiss den Telefonhurer und sah mich.
     - Servus, - luchelte er.
     - Stets zur Hilfe, - sagte ich und gab ihm die Hand.
     - Was gibt's neues im Stab? Las uns essen  gehen,  - schlug  der Kombat
vor  und  schaute mich mit Freude an. Ein bekanntes Gesicht in  dem Krieg zu
sehen -  das ist  eine Freude. Das bedeutet, dass  nicht nur  du Gluck hast,
auch deine Kameraden.
     Noch vom  Gefecht, der Rennerei und  der  Schießerei mitgenommen,
wusste ich  - wenn man jetzt nichts  trinkt, wenn  man sich  nicht beruhigt,
bekommt man ein Nervenzittern im ganzen Kurper. Oder umgekehrt, man versetzt
sich  in einen  halbhysterischen Zustand, man  will reden, reden...  Deshalb
nahm ich dieses Angebot zu Tisch, dankend an.
     Der Kombat  setzte  sich  auf die Munitionskisten und  hat  rief leise:
„Ivan  wir haben Guste, komm  essen".  Aus dem benachbarten Kellerraum
kam der Stabsleiter des ersten Bataillons, Hauptmann Iljin. Dunn, wenn nicht
mager,  ein begeisterter Volleyballspieler,  aber bei der Arbeit ein Pedant,
Akkuratest.   Im  normalen  Leben   immer   gepflegt,   gebugelt,  glunzend,
unterschied er  sich  jetzt  kaum von  allen anderen. Genauso durchruuchert,
unrasiert, nicht ausgeschlafen.
     - Servus, Slawa, - sagte er, und seine Augen blitzten einwenig auf. Wir
beide  waren fast gleich alt, nur war  ich - Offizier des  Stabs der Brigade
und er, Stabsleiter eines Bataillons.  Und wir beide waren Hauptmunner. Mich
und den Ivan hat eine lange Freundschaft verbunden, unsere Frauen und Kinder
waren auch befreundet.
     Ich  unterdruckte  meine  Emotionen  nicht und  wir umarmten  uns. Nach
meinem kleinen Spaziergang meldeten sich jetzt die Nerven.
     Um meine  Kumpfer hatte ich keine Sorgen, sie befinden sich jetzt unter
den Eigenen, also werden sie bestimmt was zu Essen und  ein warmes Platzchen
bekommen.
     - Slawa, kommst du um den Heckenschutzen abzuholen? - fragte Kombat.
     - Ihn, wen den sonst, - antwortete ich. - Wie habt ihr diesen Hurensohn
geschnappt?
     -  Dieser  Arsch hat uns  drei Tage  keine Ruhe gegeben,  - Ivan  wurde
ernst. - Verschanzte sich in der Nuhe des Bahnhofs und ballerte auf uns uber
den Platz. Drei Kumpfer hat er erledigt und den ersten Stellvertretenden der
Kompanie hat er am Bein  verwundet. Und eine Evakuierungsmuglichkeit gibt es
nicht. Die Sanituter  haben wir  hierher geholt,  sie haben  ihn an  Ort und
Stelle operiert.
     -  Und,  wie  geht's  ihm, - fragte  ich,  -  die  Geschichte  mit  den
Sanitutern  hab  ich gehurt,  tolle  Arbeit, gibt's nichts, aber wie ist der
Stellvertretende - wird der leben, gehen?
     - Das wird er, - bestutigte  der Kombat  mit Freude, -  nur hab ich ihn
abgesetzt,  und  du  weist  es  ja,  viele  Zugsfuhrer  gibt's  nicht,  also
kommandieren die „Dvuchgadjuschniki" (Eine abwertende  Bezeichnung fur
die Absolventen eines Institutes, die fur 2 Jahre, im Range eines Offiziers,
einberufen wurden). Aber  dieser, glaub ich,  ist  ein  kluger Bursche.  Ein
Hitzkopf vielleicht, will wie  der  Chapai auf dem  flinken Pferd, das ganze
Tschetschenien befreien.
     - Was hatte der Scharfschutze  bei sich? - frage ich.  - Vielleicht ist
er ja gar kein  Scharfschutze, sondern irgendein verruckter, durchgeknallter
Einwohner, es rennen jetzt genug von denen in der Stadt herum.
     Der  Kombat  war am Anfang vielleicht  sogar  einwenig beleidigt.  Ivan
sprang  auf,  rannte in sein Kammerl und holte ein  SKS  Gewehr  (russisches
Gewehr).  Nur  das  Zielfernrohr war  auslundischer Produktion, das  hab ich
gleich bemerkt, -  hab schon solche gesehen,  wahrscheinlich ein japanisches
Zielfernrohr. Ein gutes Spielzeug.
     Pal Palitsch  - kombat  - erzuhlt uns, wuhrend  wir mit  dem  Ivan  den
Karabiner  anschauen, dass  man  in  den  Taschen  des  Festgenommenen  zwei
Packungen mit Patronen fand,  und bei seinem „Liegeplatz" - von wo  er
aus  die Soldaten  beschoss - fand  man eine  Palette Bier und  zwei Stangen
Zigaretten. Wuhrend Palitsch das erzuhlte, deckte er den Tisch: schnitt Brot
her, machte Dosen mit Tuschonka (Dosenfleisch), Zuckermilch, von irgendwoher
gefundenen Salaten,  eingelegten Tomaten  und Gurken  auf. Schließlich
stellte er auf den improvisierten Tisch ein Flasche Wodka.
     Wuhrenddessen habe ich die Einschnitte auf dem Gewehrkolben gezuhlt: es
waren zweiunddreißig. Zweiunddreißig abgerissene Leben.  Wie die
Scharfschutzen arbeiten,  haben wir selber erfahren  mussen. Als wir in  der
Nacht  in  die  Stadt  einmarschierten  und  uns  nach  den,  noch  aus  der
vorkriegszeitstammenden,  Karten  orientieren  mussten  -   haben  die   uns
empfangen. Und obwohl  wir wie  verruckt  rassten, uns fast die Kupfe in dem
BMP  einschlugen,  die Zuhne von der wahnsinnigen Fahrt zermalten und  jeden
und  alles  verfluchten, schafften  es die  Scharfschutzen, die  hin und her
wankenden Antennen  der, vorbeifahrenden Fahrzeuge  wegzuschießen, und
das bei Nacht, durch die Staubwolken. Und als unsere Truppen ohne Verbindung
waren,  schickten  die Kommandeure die Soldaten  nachzuschauen was  passiert
war, - und in diesem Augenblick tutete sie der Scharfschutze. Die Duhi haben
auch  einen anderen Trick: sie tuten den Menschen nicht, sie verletzten ihn,
- schießen auf die Beine, damit man  nicht wegrennen kann, und warten.
Die Verwundeten  schreien, und die  Scharfschutzen erschießen jene die
zur  Hilfe  eilen,  wie  die  Huhner.  Auf  diese Art  hat  die  Brigade ca.
dreißig  Leute durch die  Scharfschutzen  verloren,  deshalb haben wir
eine  besondere  Rechnung  mit ihnen  offen. Es ist sogar komisch,  dass die
Kumpfer dieses Dreckschwein lebend gefangengenommen haben.
     In dem  zweiten Bataillon  hat man vor Tagen  einen  „Liegeplatz"
entdeckt, allen Anzeichen nach  - von einer Frau. Alles wie ublich: ein Sofa
oder    ein    Sessel,    alkoholfreie    Getrunke,    im    Gegensatz    zu
Scharfschutzen-Munnern, irgendein Stofftier.  Nicht  weit weg war das Gewehr
versteckt. Den ganzen Tag haben die Munner im Versteck verbracht,  ohne sich
zu bewegen. Man kann nicht auf die Toilette, man kann nicht rauchen. Und sie
hatten Gluck. Was da los  war - weis keiner, aber die Tschetschenin flog wie
ein  Vugelchen vom  Dach  eines neunstuckigen Hauses,  und auf ihrem Weg zur
Erde wurde sie von einer Granate zerfetzt. Die Munner haben danach feierlich
geschworen,  dass sie  den Schweißgeruch  der  Soldaten  bewerkte  und
sofort  zum  Dach  rannte,  von dem  aus  sie  dann runtersprang. Alle haben
naturlich bemitleidend mit dem Kopf genickt und haben bedauert, dass sie ihr
bei  ihrem Flug nicht geholfen haben.  Niemand glaubte,  dass sie sich,  bei
ihrem Abschiedsflug, selber mit der Granate tutete. Soweit ich weis, begehen
die Tschetschenen kein Selbstmord, das ist unser Merkmal - die Angst vor der
Gefangenschaft, Entehrung, Folter.  Nach diesem Zwischenfall hat der  Kombat
des  zweiten Bataillons einen Spruch  gesagt, der zur Devise unserer Brigade
wurde:  „Die  Sibirier  ergeben  sich nicht, aber  nehmen auch  keinen
gefangen".

     Wuhrenddessen hat der Kombat Wodka eingeschenkt und  ich  mit dem  Ivan
setzten uns dazu. Wenn irgendeiner sagt, dass die Soldaten besoffen gekumpft
haben,  -  spuk  ihm  ins  Gesicht.  In  einem  Krieg  trinkt man gegen  die
Infektion, man  kann  nicht  immer das  Wasser aufkochen und  die  Hunde gut
waschen.   „Rote   Augen   werden   nicht  gelb"  -  die  Devise   der
Kriegssanituter. Das Wasser fur  das Essen, Trinken und  Waschen mussten wir
aus  der  Sunzha  nehmen  -  ist  ein  kleiner  Fluss, der durch  das  ganze
Tschetschenien,  und  naturlich  durch  Grozny  durchfließt.  Aber  es
schwammen so viele Menschen- und Tierleichen in diesem Fluss, dass man  uber
die Hygiene nicht  mal nachdachte.  Nein, in einem  Krieg wird  sich  keiner
besaufen - ein sicherer Tod. Und die Kameraden werden es auch nicht erlauben
- woruber wird wohl ein Besoffener, mit der Waffe in der Hand nachdenken?
     Wir   hoben  die   weißen   Plastikbecher  -  die  wir  auf   dem
„Severnij"-Flughafen mitgenommen haben -  und schoben sie zusammen. Es
klang   nicht  wie  ein  Anstoßen   mit  den  Glusern,   er  raspelte,
„damit der Kommissar nichts hurt", scherzten die Offiziere.
     - Auf  das  Gluck, Munner -  sagte der Kombat, atmete die  Luft aus den
Lungen aus und schluckte ein halbes Glas Wodka.
     - Darauf, seius  verdammt, - meldete ich und  trankt auch  aus. Im Hals
wurde  es gleich  heiß, eine warme  Welle  rollte  in  das  Innere und
stoppte im Magen. Im ganzen Kurper verteilte sich ein Gefuhl der Mattigkeit.
Alle haben sich auf das Essen geschmissen  -  keiner weiß wann man das
nuchste mal in Ruhe essen kann. Brot, Tuschonka, Gurken, Tomaten, alles flog
in den Magen. Diesmal schenkte Ivan ein, wir tranken und raspelten dabei mit
den  Bechern.  Danach zundeten  wir  uns eine  an.  Ich wollte zuerst  meine
eigenen Zigaretten  rausholen,  die  ich noch  vom Zuhause  mit  hatte, aber
nachdem ich die  „Marlboro" vom  Kombat und Ivan sah,  steckte ich sie
wieder ein.
     - Vom Scharfschutzen? - fragte ich, und nahm mir eine Zigarette von den
beiden hingehaltenen Packungen.
     - Von ihm, ja, - antwortete der Kombat.
     - Was ist mit dem zweiten Bataillon? - fragte Ivan und zog kruftig an.
     - Der  versucht  das hotel „Kavkaz" einzunehmen, jetzt werden wir
ihnen das dritte Bataillon und die Panzer zur Hilfe schicken. Die Duhi haben
sich fest verschanzt und geben es nicht so leicht her. Die Uljanovzi und die
Morpehi (Marineinfanterie)  sturmen  die Minutka (Hauptplatz im  Grozny) und
den Dudajev-Palast, verlieren aber nur Leute. Viel Sinn hat das nicht.
     - Das heißt,  dass man uns  auch  bald  ihnen zur  Hilfe schicken
wird, - mischte sich der Kombat ins Gespruch ein.  - Das ist schwieriger als
die Flaschen mit  dem Kopf zu zerschlagen, hier muss  man denken wie man die
Leute heil rausbringt und wie man die Aufgabe ausfuhrt.  Niemals hab ich die
Fallschirmspringer  verstanden, wie  kann  man  freiwillig und  nuchtern aus
einem Flugzeug rausspringen? - scherzte Palitsch.
     -  Und  ich  habe die Grenztruppen nie verstanden, -  meldete auch  der
Ivan, - vier Jahre bringt man ihnen bei wie man durchs Fernglass  gucken und
wie  man mit  dem Hund gehen soll. Spurt mein Herz, dass wir den Asphalt auf
diesem verfickten Platz fressen werden.
     Heimlich hab  ich schon beschlossen, dass  ich den Scharfschutzen nicht
heil, bis zum Stab  der Brigade,  bringen werde. Sterben wird  er,  Wichser,
durch  eine „verirrte Kugel"  oder durch  einen „Fluchtversuch".
Ist doch schon egal, alles was er erzuhlen konnte, hat er bereits erzuhlt.
     Nur  im  Kino versucht man den Gefangenen, durch psychologische Tricks,
dazu zu bringen, alles was er weis zu erzuhlen, man versucht seine Ideologie
zu brechen. Im wirklichen  Leben ist  alles  einfacher.  Alles hungt von der
Kreativitut, der Wut und der Zeit ab. Wenn  man das Bedurfnis und  die  Zeit
hat, kann man  ihm, mit Hilfe  einer Feile, den Zahnbelag  abschleifen, oder
mit  dem Feldtelefon  uberzeugen.  Ist  so eine braune  Schachtel  mit einer
Kurbel an der Seite. Man hungt zwei Druhte an  den Gespruchspartner  an  und
kurbelt  langsam  los, nachdem  man ihm zwei, drei  Fragen  gestellt hat. So
etwas  macht man aber  nur in einer gemutlichen Umgebung oder  wenn man  den
nachher  in  die Hunde der Staatsanwulte uberreichen soll.  Es bleiben keine
Spuren. Es ist ratsam den Gefangenen  vorher mit Wasser zu ubergießen.
Und   damit  man   keine  Schreie   hurt,   lusst   man  irgendein  schweres
Panzerfahrzeug daneben laufen. Das ist aber nur was fur ustete.
     In  dem  Kampfgebiet  ist  alles  viel  einfacher   -  mit  dem  Gewehr
schießt man die Zuhen nach der Reihe weg. Es gibt keinen Menschen, der
so  etwas aushalten  wurde. Alles  was du weist und an was du  dich erinnern
kannst, wirst  du erzuhlen. Was ist Leser,  ist dir schlecht? Und du hast zu
der  Zeit  Silvester  gefeiert,  bist  zu  deinen  Freunden  gegangen, bist,
halbbesoffen, mit deinen  Kindern den Berg runtergerutscht, bist aber  nicht
auf den Hauptplatz demonstrieren gegangen, mit  der Forderung unsere Kumpfer
zu retten,  hast nicht warme Kleider gesammelt, hast kein  Geld denen Russen
gegeben,  die  von Tschetschenien  fliehen  mussten, hast  nicht  einen Teil
deines  weggesoffenen Geldes an Zigaretten fur Soldaten ausgegeben.  Deshalb
verziehe nicht das Gesicht, sondern hur die raue Wahrheit des Krieges an.
     - Also  gut, trinken wir den  Dritten,  und  dann schauen wir mal euren
Schutzen an, - sagte ich, und leerte den Rest vom Wodka in die Becher ein.
     Wir standen auf, nahmen die Becher, schwiegen einige Sekunden und dann,
ohne etwas zu sagen, ohne anzustoßen, tranken wir aus. Der Dritte Tost
- er ist der  wichtigste bei den  Militurs. Wenn  bei den  Zivilisten dieser
Tost auf die „Liebe" ist , bei den  Studenten  auf irgendwas  anderes,
dann ist dieser bei  den Militurs „auf die Gefallenen", und  getrunken
wird dieser Tost im Stehen, schweigend, ohne anzustoßen, und fur einen
Augenblick erinnert sich  jeder  an jene, die er im  Kampf verloren hat. Ein
schrecklicher Tost, aber  auf  der anderen Seite, weist du, wenn du stirbst,
dann  wird  in  funf   Jahren,  irgendwo   weit  im  Osten,  in  irgendeiner
gottvergessenen Garnison,  ein grunschnabeliger Leutnant oder im Stab  eines
angesehenen  Militurbezirkes, ein fetter  Oberst einen Dritten Tost  heben -
und auf dich trinken.
     Wir  tranken   aus,  ich  schmiss   ein  Stuck   Tuschonka,  ein   paar
Knoblauchzuhen, ein Stuck „Offiziers Zitrone" - Zwiebel, in  den Mund.
In  einem Krieg  gibt  es gar keine Vitamine, der Kurper verlangt  aber  die
ganze Zeit  danach,  deshalb  nannten  wir  den Zwiebel  -  „Offiziers
Zitrone".  Im Krieg  isst man  den immer und uberall,  der  Geruch ist  zwar
furchterlich, aber wir haben ja keine  Frauen, und an den Geruch gewuhnt man
sich  und bemerkt ihn  nicht. Außerdem  uberdeckt er  den widerlichen,
dich immer verfolgenden Geruch der  verwesten Leichen,  der dich auseinander
nimmt. Nachdem ich  das Essen verzerrt  habe, trank  ich  aus der  Dose  die
Zuckermilch nach, nahm mir eine  Zigarette aus  der Packung des Kombats, die
auf dem Tisch lag und ging als erster raus.
     Hinter mir  folgten der Kombat  und  Ivan Iljin. Ungefuhr 30 Meter  vom
Eingang  in den Keller  standen  Kumpfer, in einer  Wand  aufgestellt um den
Panzer herum, und haben uber irgendetwas laut diskutiert. Ich bemerkte, dass
der Lauf des Panzers irgendwie ungewuhnlich  nach  oben schaute. Nachdem wir
nuher kamen, sahen wir, dass vom Lauf ein gespannter Seil runterhungt.
     Die Kumpfer bemerkten uns  und machten uns  den Weg frei. Tja, das Bild
war  naturlich „farbenpruchtig" aber schrecklich,  - am Ende des Seils
hing  ein  Mensch, sein Gesicht war von den  Schlugen geschwollen, die Augen
waren  halboffen, die Zunge hing heraus, die Hunde waren am Rucken gebunden.
Obwohl ich schon viele Leichen in letzter Zeit zu Gesicht bekam, mag ich sie
trotzdem nicht, ich mag sie nicht, was soll man da machen.
     Der Kombat schrie die Kumpfer an:
     - Wer hat das gemacht!  Wer, ihr  Hurensuhne,  ihr Arschgeburten?! (Die
ubrigen  sprachlichen  Leckebissen   werde  ich  lieber   auslassen.   Bitte
irgendeinen  Militurangehurigen,  der nicht  weniger  als zehn Jahre bei der
Armee  war,  zu schimpfen  -  dein Wortschatz  wird  sich,  durch  sumtliche
Ausdrucke, enorm vergrußern).
     Der Kombat wutete weiter um  die Wahrheit  rauszubekommen,  obwohl  ich
durch  seinen  Gesichtsausdruck  verstand,  dass  er  seine  Kumpfer   nicht
verurteilte.  Naturlich tut es ihn leid, dass er den nicht selber aufgehungt
hat,  aber man muss naturlich  eine  Show vor den Stabsoffizieren  abziehen.
Sowohl ich,  als auch  die  Soldaten wussten es. Genauso  wissen  wir,  dass
keiner   der   Kommandanten   wegen    einer    solchen   Geschichte,    die
Milituranwaltschaft verstundigen wird. Das alles blitzte in meinem Kopf auf,
wuhrend  ich  mir die Zigarette vom Kombat anzundete. Ist schon komisch, nur
einige Stunden zuvor gehurten diese  Zigaretten diesem  Aufgehungten, dessen
Beine  auf  der Huhe meines  Gesichtes  hin  und her  schwenken,  danach dem
schreienden  Kombat,  und  jetzt  rauche  ich  sie, und  schaue  mir  dieses
Spektakel an.
     Langsam  wurde dieser  Zirkus  fur mich langweilig und  ich fragte  die
Soldaten, bei denen ich den Semen und den Kleber bemerkte:
     - Was hat er gesagt, bevor er verreckte?
     Und  darauf platzen fast die Kumpfer. Einander unterbrechend, erzuhlten
sie,  dass  „dieser Hurensohn" (der harmloseste der Ausdrucke) schrie,
dass es  ihn leid  tut,  dass er nur  zweiunddreißig von  „euch"
erwischte.

ðÏÐÕÌÑÒÎÏÓÔØ: 26, Last-modified: Fri, 05 Dec 2003 18:57:39 GmT